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    Melvins
    A Walk With Love & Death

    VÖ: 07.07.2017 | Label: Ipecac/Pias/Rough Trade
    Text: Martin Burger / Florian Zandt
    Melvins - A Walk With Love & Death

    Vier-Ohren-Test

    King Buzzo und Dale Crover bröseln die Birne zu, nachdem sie vorher einen dicken Laib serviert haben. Einen für ihre Verhältnisse recht entspannten Laib. Unter der Kruste beherrscht viel abgedämpfte Verzerrung die neun neuen Songs, sodass die Ohren des Hörers entspannt über den Mürbeteig holpern. „Sober-Dellic (Acid Only)“ mit den sinister (und grammatikalisch falsch) vorgetragenen Zeilen „That’s a beautiful thing about remembering:/ It all seems natural but it don’t mean a thing“ ist eindeutig der beste davon, einmal wegen der erwähnten Schummrigkeit, dann noch wegen des zurückgenommenen Tempos. Dagegen gehen „What’s Wrong With You“ und „Cardboro Negro“ gut ab. Hier sorgt das interessante Gespür für (Gesangs-)Effekte, Steg-nahe Tonabnehmer und Anschlagtechniken für die Nasenlänge Vorsprung vor dem Rest. Sympathisch spinnert sind sie natürlich allesamt. Das ist die eine Seite von „A Walk With Love & Death“, dann folgen 14 Klangcollagen, und wie auch immer die entstanden sind: Mit fortgeschrittener Spieldauer driften sie zunehmend ins Reich der geistigen Umnachtung ab. Ist „Aim High“ noch Bistro-Ambiente plus Spieluhr, wird es spätestens ab „Eat Yourself Out“ klobürstig. Wie viel davon gewollt und ob das ein Filmscore ist oder sich die Melvins damit über Klanginstallationen in Museen lustig machen, ist letztlich egal. Der zweite Teil ist schließlich genauso beklopptes Fanfutter wie die Tourdoku und macht in Einzelfällen tatsächlich Spaß („Scooba“, „Give It To Me“).
    9/12 Martin Burger

    Man kann diesen anstrengenden Bastard aus Filmscore und Album gut finden. Es fällt nur ganz schön schwer. Den Output und die Bedeutung der Melvins für alles, was nach ihnen aus dem Sludge- und Noise-Sumpf gekrochen ist, in allen Ehren, aber irgendwann muss man sich auch fragen, ob der künstlerische Ansatz der Band um Mastermind King Buzzo und Dale Crover nicht oft am Ziel vorbeischießt. Denn „Death“, die erste Hälfte ihres ersten – und hoffentlich letzten – Doppelalbums, gibt sich beinahe versöhnlich. Die sanften Grooves von „Black Heath“, die nahezu nahtlos in das von Psychrock beflügelte „Sober-Dellic (Acid Only)“ abdriften, der sludgige Walzer von „Euthanasia“, das sich an schiefen Gitarrenmelodien entlanghangelnde „Christ Hammer“ – alles hörbar, alles gut. Nun mag der gleichnamige Kurzfilm zu „Love“, dem zweiten Teil der Platte, ganz große Kunst sein, das macht den Score aber nicht besser. Die Mischung aus wirr eingestreutem Feedback, Straßengeräuschen, dumpfen Gesprächsfetzen, tonlosem Quietschen oder Experimenten wie das wild orgelnde „Give It To Me“ oder die Scat-Parodie „Scooba“ kann wohl nur in den Köpfen von Buzzo und Crover ernsthaft gut geklungen haben. Crover selbst sagt über das Doppelalbum, dass man nach dem Genuss der ganzen Platte mit angeschaltetem Licht schlafen wolle. Durchaus richtig, aber nicht weil einem „A Walk With Love & Death“ so große Angst macht, sondern weil einen die „Love“-induzierten Kopfschmerzen von erholsamer Bettruhe abhalten.
    5/12 Florian Zandt

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