Über die Rolle von Rick Rubin ist auch hier im Heft schon oft geschrieben worden – besser: gerätselt. Ist er ein Kreativer, ein Handwerker oder nur für die Atmosphäre während der Aufnahmen zuständig, eine Art Studio-Guru, der für „Aura“ sorgt? Fest steht: Nach sechs Alben mit Rubin fühlten sich die Chili Peppers bereit für frischen Wind und gewannen mit Danger Mouse einen der angesagtesten Pop-Produzenten. Einen, der Musikern seinen Stempel aufdrückt und der, anders als etwa Rubin, für eine klare Linie, einen Trademark-Sound steht. Für Süße, für Luftigkeit, für Zuckerwatte. Und das ist das Problem: Schon auf "I'm With You" (2011), ihrem Einstand mit dem auch nicht gerade hart rockenden Gitarristen Josh Klinghoffer, verloren sich die Chili Peppers zu oft im Wohlklang – jedem knackigen Funk-Slap, jedem krachenden Power Chord standen fünf himmelweite Pop-Melodien gegenüber. Dieses Missverhältnis treibt "The Getaway" zwischen Disco-Beats und Bubblegum-Elektronik auf die Spitze. Ein Song wie "We Turn Red" ist exemplarisch: Die Kante, die das giftige Riff in der Strophe aufbietet, schleift der seichte Refrain sofort glatt. Was die Platte rettet, ist ihr Ende – drei Songs in Reihe, die zwar auch nicht gerade die Muskeln spielen lassen, aber neue Töne im Peppers-Kosmos anschlagen: Mit dem ätherischen "Encore" schlägt Klinghoffer die Brücke zu seiner Vergangenheit bei Warpaint, "The Hunter" wagt sich bis in den Barjazz vor, und "Dreams Of A Samurai" folgt der Bandtradition episch-aufbrausender Schlusssongs. Gerade noch mal gutgegangen.
Bewertung: 7/12
Leserbewertung: 7.6/12
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