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    Steven Wilson
    Hand. Cannot. Erase

    VÖ: 27.02.2015 | Label: Kscope
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 264
    Schönheit
    Steven Wilson - Hand. Cannot. Erase

    Das dritte Soloalbum von Steven Wilson stellt sich in die Tradition vieler Ahnen und ist doch ein eigenständiges Stück musikalischer Grandezza.

    Der Prog-Ansatz von „The Raven That Refused To Sing“ hatte das Jahr 2013 zu einem regelrechten Modelljahr für das Revival eines Genres gemacht, dem auch VISIONS mit einer Titelstory entsprochen hat. Mit Recht, denn Steven Wilson beweist mit seinem Ansatz wesentlich mehr Fingerspitzengefühl als alle Dream Theaters und Transatlantics dieser Welt, deren Formel einfach die falsche ist: viele Noten plus Mellotron plus noch mehr Noten gleich Prog, der irgendwie klingt wie früher. In Wilsons Musik hört man so viele eigene Ideen, die ihn vom Neo-Prog abgrenzen, dass „The Raven…“ nur gewinnen konnte. „Hand. Cannot. Erase“ ist anders, aber in letzter Konsequenz eine erneute Steigerung. Das Konzeptalbum in Anlehnung an die tragische Geschichte von Joyce Vincent, die erst drei Jahre nach ihrem Tod in ihrer Londoner Wohnung gefunden wurde, feiert alle musikalischen Einflüsse, die Wilson in seinen vielen Bands verfolgt und entwickelt hat: Elektronik, TripHop, Metal, Rock, ein wenig Jazz und viel stark ästhetisierten Pop. Jede Wendung der Geschichte erfährt eine entsprechende musikalische Reflexion. Menschen, die mit dem Prinzip eines Konzeptalbums nichts anfangen können, müssen die Finger von dieser Platte lassen, für so alle anderen könnte „Hand. Cannot. Erase“ zu einem der besten Alben des Jahres 2015 heranwachsen.

    Stücke, die sich in Richtung Zehn-Minuten-Grenze bewegen, wechseln sich mit kompakten Hits ab. Vieles bleibt beim ersten Mal hängen, das elektrisierende Titelstück oder das wunderschön sinistere „Perfect Life“ zum Beispiel. Brocken wie das monumentale, 13-minütige „Ancestral“, musikalischer Höhepunkt des Albums, entfalten ihre Größe hingegen langsam. Wilsons Prog orientiert sich eher in Richtung der pop-verliebten Pink Floyd Mitte der 70er („Transience“), weniger in die der verkopften King Crimson. Entgegen der Fähigkeiten seiner Musiker endet darum ein Stück wie „Regret #9“ oder „3 Years Older“ nicht in einem Orkan virtuosen Unsinns. Vielmehr ordnet sich die Band der Erzählung unter und damit Wilsons fantastischer Regie. Bei aller Düsternis, die seinem Hang zum Morbiden geschuldet ist, spricht aus „Hand. Cannot. Erase“ schlussendlich die Hoffnung auf bedingungslose Liebe. Wenn in den letzten Sekunden von „Ascendant Here On..“ sphärische Chöre und getragene Klaviernoten verhallen, so ist das wahrscheinlich das klischeehafteste Finale eines Prog-Albums überhaupt. Trotzdem gehört es genau an diese Stelle, beendet eine Geschichte, die zu Tränen rührt und aufwühlt.

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