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    Against Me!
    Transgender Dysphoria Blues

    VÖ: 24.01.2014 | Label: Xtra Mile
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 251
    Platte des Monats
    Against Me! - Transgender Dysphoria Blues

    Nach Monaten unter Dauerbeschuss vom eigenen Schicksal sind Against Me! zwar traumatisiert, verwundet und hart dezimiert, ihr sechstes Album klingt trotzdem so stark und selbstbewusst wie keines zuvor.

    Die Entstehungsgeschichte von „Transgender Dysphoria Blues“ ist so konfus, verworren und problembehaftet, dass selbst Sängerin Laura Jane Grace von einem Wunder spricht, wenn sie die Geschichte des neuen Against-Me!-Albums in einem Wort zusammenfassen müsste. Die widrigen Begleitumstände und die vielen persönlichen sowie logistischen Herausforderungen der Platte hätten manch andere Band an den Rand des nervlichen und finanziellen Ruins getrieben, nicht so das personell durchgeschüttelte Punk-Ensemble aus Gainesville/Florida.

    Die inhaltliche Ausrichtung von „Transgender Dysphoria Blues“ fiel spätestens mit dem Wunsch des ehemaligen Against-Me!-Sängers Tom Gabel, die ihn seit frühester Jugend plagende Gender-Dysphorie ein für alle Mal abzulegen und zukünftig als Frau leben zu wollen. Das Album beschäftigt sich entsprechend ausgiebig, wenn auch nicht nur, mit der langsamen und hormonell begleiteten Verwandlung von Tom Gabel in Laura Jane Grace, in allen körperlichen und geistigen Facetten, mit allen privaten und gesellschaftlichen Folgen.

    Die Art und Weise, wie Grace mit sich und ihrer Umwelt in den inneren Dschihad zieht, ist erschreckend ehrlich, weitgehend gnadenlos und damit überhaupt ziemlich beeindruckend. Nachdem Grace mit dem Titeltrack sowie „True Trans Soul Rebel“ den Inhalt des Albums anmoderiert hat, folgen kurz darauf verbale Rundumschläge gegen a) falsches Political-Correctness-Gehabe der vordergründig so toleranten Punk-Fraktion, die hinter vorgehaltener Hand oder sich in kollegialer Sicherheit wiegend einen rassistisch oder homophob konnotierten Witz reißt („Drinking With The Jocks“), und b) christliche-fundamentalistische Kräfte in US-Regierung und -Bevölkerung („Osama Bin Laden As The Crucified Christ“). Bevor sich Grace mit „Black Me Out“ von all jenen verabschiedet, denen die zuvor gerne noch ans Haus pissen würde, findet sie in „Two Coffins“ oder „Dead Friend“ wunderbar morbide Abschiedsmetaphern, die man durchaus als leisen, in Frieden verfassten Abgesang auf die eigene Vergangenheit deuten könnte.

    Den personellen Aderlass, den Against Me! für „Transgender Dysphoria Blues“ zu erleiden hatten, hört man ihrem Album in keiner Sekunde an. Sowohl NOFXs Fat Mike, der nach dem Ausstieg von Andrew Seward rettend am Bass einsprang, als auch Schlagzeuer Atom Willard, der den über Nacht verschwundenen Jay Weinberg ersetzte, verleihen „Transgender Dysphoria Blues“ den Druck zurück, der Alben wie „As The Eternal Cowboy“ oder „New Wave“ ausmacht. Grace und ihr letzter Verbündeter, Gitarrist James Bowman, führen ihre Mitmusiker entlang der eng markierten Bandgrenzen und schreiben mit „Transgender Dysphoria Blues“ das nächste Kapitel ihrer eigenen, an Highlights und Rückschlägen nicht armen Geschichte. Nach all den Hiobsbotschaften eine mehr als gute Nachricht.

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