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    ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead
    Lost Songs

    VÖ: 22.10.2012 | Label: Superball
    Text:
    Platte des Monats
    ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead - Lost Songs

    Chaostage in Hannover: Conrad Keely verlegt den Trail Of Dead nach Niedersachsen, verbrennt seine Regelbücher und löscht die Flammen mit Benzin. Ist noch alles Roger in Kambodscha?

    Genies sind bekanntlich auch immer ein bisschen verrückt. Einstein? Liebte seine Laubsäge. Dalí? Liebte seinen Ozelot. Da Vinci? Liebte eine Hausfrau. Und Keely? Keely liebt seinen Kuli, seinen Tuschkasten und überhaupt alle Werkzeuge, mit denen er die wirren Geschichten in seinem Kopf zu Papier bringen kann, sowohl in Ton- und Bild-, als auch in Textform. Auch in seinem 18. Jahr als Sänger und Kopf von …Trail Of Dead denkt der 40-Jährige noch außerhalb von Kategorien, Normen und Möglichkeiten – zumindest, was seine Musik betrifft. In Keelys apokalyptischem Klanggarten aus Vaudeville, Bombastrock, Punk, Prog und Klassik blüht all das, was anderswo schon längst auf dem Kompost gelandet wäre; ein Umstand, der die meisten der bisher sieben Alben von …Trail Of Dead zu unvorhersehbaren, verstörenden Meisterwerken werden ließ – geboren aus Keelys innerem Kampf mit sich und der menschlichen Existenz im Allgemeinen, und bestückt mit Hymnen wie „Wasted State Of Mind“ (aus „So Divided“) oder „Isis Unveiled“ (aus „The Century Of Self“). In Kombination mit der Kunstgalerie-würdigen Cover- und Booklet-Gestaltung und Konzerten, die an die Belastungsgrenze von Mensch und Material gehen, kreierte die Band aus Austin/Texas ein künstlerisches Ganzes aus Musik, Malerei und Meinung, ein sämtliche Sinne herausforderndes Mosaik, das, um es entziffern zu können, eine intensive Auseinandersetzung voraussetzt. Dass darauf nicht jeder Bock hat, weiß auch Keely. Vielleicht klingen die zwölf (CD-Version) beziehungsweise 16 (Vinyl-Version) beziehungsweise 30 (Deluxe-Version) Lieder auf „Lost Songs“ auch deshalb so direkt, unvermittelt und reduziert. Keely – Sohn eines Thailänders und einer Irin, aufgewachsen auf Hawaii, studierter Historiker und zurzeit in Phnom Penh/Kambodscha residierend (sofern er nicht die Lust am Lügen wiederentdeckt hat) – hat sich vom konzeptionellen Korsett gelöst, was jedem Song einen autarken, überschwänglichen Charakter und dem Album zusätzliche Macht verleiht. Streicher, Piano, Sitar, Trompete – das auf den Platten zuvor so liebevoll drapierte Klang-Lametta hat sich Keely diesmal gespart. Es hätte ihm nur den Blick verbaut, ihn womöglich von seinem ökologisch und sozialpolitisch motivierten Protestmarsch durch Syrien, Russland und amerikanische Shopping Malls abgehalten. Stattdessen verschaffen sich …Trail Of Dead mit stürmischem Indie-, Noise- und Progrock Zutritt zum Nervenzentrum der westlichen Welt und legen ihrer Zielgruppe ein paar unschön bebilderte Memory-Karten vor die Füße, Ausschnitte der Realität, von denen sich mancher gewünscht hätten, Keely hätte sie lieber nicht aufgedeckt. Globale Erwärmung, Materialismus, Kriege, Religion. Dabei berichtet der Mann stets aus der Perspektive des Beobachters, stellt Zusammenhänge her, moderiert die Ereignisse und stellt fest, „dass sich die Menschheit zurzeit verhält wie die Schiffskapelle der Titanic: Sie tut so als wäre nichts und spielt dabei weiter bis zum Untergang“. Man muss kein Genie sein, um diese Metapher zu verstehen.

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