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    Captain Planet
    Treibeis

    VÖ: 12.10.2012 | Label: Zeitstrafe/Cargo
    Text:
    Captain Planet - Treibeis

    Die AZs sind längst heiß in den Hamburger Emopunk verliebt. Jetzt müssen endlich die Normalos folgen.

    Irgendwann ist es eben keine große Kunst mehr, die Matula-Kids und die Escapado-Gemeinde und die Turbostaat-Jugend und all die anderen vollgepatchten kleinen Menschen zu begeistern, wenn man sie mit zwei Alben voll stürmisch drängender Gitarren und maritimer Verzweiflung sowieso fest auf seiner Seite hat. Für Captain Planet aus Hamburg ist es fünf Jahre nach „Wasser kommt, Wasser geht“ und drei nach „Inselwissen“ deshalb Zeit für ein anderes (ambitioniertes, kleines) Label und für eine ausgestreckte Hand in Richtung Menge. Kein Schritt wohlgemerkt, denn „Treibeis“ ist alles andere als ein Abschied von Idealen, Szenen oder bewährten Klängen. Von Anfang bis Ende der halben Stunde preschen die Gitarren, treibt das Schlagzeug sie an und singt Jan Arne von Twistern mit so hoher Stimme, dass er auch schreien könnte. Ihr Gerüst haben Captain Planet auf Punk gebaut, daran wird sich nichts ändern, auch wenn das zweite Album gefälliger war als das erste und das dritte nun umso schwungvoller Fahrt aufnimmt. Aber immer schon steckten darin ein zu feines Gefühl für Indierock und schweifende Emo-Melodien, um sich auf drei Akkorde zu beschränken. „Pyro“, dieser Übersong gleich zu Beginn, rennt Strophe für Strophe durch die Straßen, macht Platz für große Breaks und mündet in einem Refrain, in den man sich werfen möchte wie in ein Pit aus den 5.000 besten Freunden. Das unmittelbar folgende „Sand in den Augen“ ist dann wieder ein unmittelbares Lehrstück des flotten Punk, auf knapp zwei Minuten bleibt weder Zeit für Refrains noch zum Luftholen, aber immer Platz für eilig wippende Füße. Und würde man sich unter Bands gegenseitig Basslinien ausleihen wie Backlines, dann bekämen Captain Planet „Gehwegflattern“ vermutlich selbst gar nicht mehr zu Gesicht. An ihrer erprobten Formel haben die Hamburger also gar nicht groß gedreht, sondern sie nur noch weiter perfektioniert, ohne dabei das geringste Bisschen glatt zu werden. Wenn man „Treibeis“ eins nicht vorwerfen kann, dann ist das eine zu gute Produktion, dafür haben die Songs selbst Radiopotential und trotzdem jede Berechtigung, auch weiter die AZs bis zur Decke zu füllen. Wäre es nicht so fürchterlich abgedroschen, von „Spielfreude“ zu sprechen – dieses Album wäre das allerschönste Anschauungsbeispiel. Es ist nicht zu überhören, dass Captain Planet auch nach fast zehn Jahren noch dringend machen müssen, was sie machen müssen. Dass sie gefühlvollen Punk schreiben müssen, dessen Direktheit gerade in den Wendungen liegt und den man auch an der amerikanischen Ostküste schätzen würde, könnten sie dort nur verstehen, was von Twistern zu sagen hat.

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