Swans
The Seer

Teils aus Tour-Sessions geboren, teils auf einer akustischen Gitarre erfunden, bahnen sich elf Songs, verteilt auf zwei CDs ihren Weg durch ein Panoptikum von Ideen, Sphären und Soundscapes. Drei Stücke sprengen die 20-Minuten-Grenze. Was bei anderen Bands als größenwahnsinnig durchgeht, gehört bei Swans zum Konzept. Ihre minimalistischen Aufbauten, die breit angelegten Steigerungen in unzähligen Schichten aus Gitarren, Samples, Chören und Percussion haben heute die gleiche Präsenz, Magie und Dringlichkeit wie zur Zeit vor der Bandpause zwischen 1997 und 2010. Das Ziel von Swans ist nach wie vor Entgrenzung durch Lautstärke, das Erreichen eines geistigen Schwebezustands durch Wiederholung und musikalische Gewalt. Nach dem Auferstehungsalbum „My Father Will Guide Me Up A Rope To The Sky“ zeigt „The Seer“ Swans in nie gekannter Form, verstärkt von vielen alten Weggefährten und irgendwie „passenden“ Mitmusikern. Neben Jarboe, der langjährigen Stimme von Swans, wirkten unter anderem Alan Sparhawk und Mimi Parker von Low sowie Karen O mit und führen so auch diese Tradition der Band fort, deren Besetzungsliste seit 1982 an die 30 Bandmitglieder umfasst hat. Nun könnte man abendfüllend darüber orakeln, woher Gira die Kraft zu einem derart komplexen, majestätisch den Mainstream fistenden Album nimmt. Die Zeit ist jedoch wesentlich besser damit genutzt, die Herausforderung eines kompletten „The Seer“-Durchlaufs anzunehmen. Danach weiß man es nämlich.