0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

    Sport
    Aus der Asche, aus dem Staub

    VÖ: 27.01.2012 | Label: Strange Ways/Indigo
    Text:
    Sport - Aus der Asche, aus dem Staub

    „Ohren zu und durch den Pressluftlärm“: Drei Alben als Trio, das vierte jetzt zu viert – Sport haben aufgestockt, ohne ihren Grunge- und Stoner-inspirierten Deutschrock zu verwässern.

    Genau genommen hört man es „Aus der Asche, aus dem Staub“ nicht einmal an, dass mit Jan-Eike Michaelis seit der Tour zur Vorgängerplatte „Unter den Wolken“ (2008) ein zweiter Gitarrist neben Bandvorsteher Felix Müller für Entlastung sorgt. Sport wären wohl die Letzten, die mit mehr Manpower im Rücken plötzlich dick auftragen. Im Gegenteil: Gerade in den ersten Songs des Albums klingt die Hamburger Band fast rumpeliger als auf ihrem Debüt vor zehn Jahren. Sport hätten 2012 die Mittel und Möglichkeiten, ihre unbestechlich präzise Rhythmusgruppe weniger roh abzunehmen. Machen sie aber nicht. Stattdessen bettet Müller seine zupackenden Hardrock-Riffs auf Rumpelbass und scheppernden Becken. Etwas anderes wäre dem textlichen Faden von „Aus der Asche, aus dem Staub“ wohl auch nicht angemessen: Mindfucks, Identitätskrisen, Kulturpessimismus – Müller packt die Schlechte-Laune-Themen aus, ohne dabei so persönlich zu werden wie in „Der Schmerz“ auf dem letzten Album, der Ode an seinen toten Bruder. Rein musikalisch reicht ein Song wie „Dünnes Eis“, Müllers Duett mit der ehemaligen Contriva-Sängerin Masha Qrella, allerdings genau bis dorthin zurück. Schier unbemerkt ziehen Sport das Tempo an und die Lautstärke hoch, bis aus einer pianogetragenen Halbballade ein gitarrendominierter Powerpop-Song wird. Wirklich neue Saiten ziehen sie erst danach auf: Verhallte Backing-Vocals und eine entrückte Gitarrenmelodie verleihen dem Refrain von „Eldorado ruft uns etwas Verwunschenes“, und die erst abgehackten, dann nach vorne treibenden Punkakkorde von „Sattelt die Hühner, wir reiten nach El Paso“ bescheren der Platte ihren Hit. Noch besser ist „Der Tanz“, der Song, der alles hat, wofür man Sport mögen muss: die nervös-flirrende Grundstimmung, die Kuhglocken und klappernden Kastagnetten, die windschiefen Gitarren des ausgewiesenen Queens Of The Stone Age-Fans Müller. „Ich fühle es nahen, ich spüre das Ziehen/ Es juckt auf der Hand, es zuckt in den Knien/ Es schiebt sich nach oben, hinauf durch den Bauch/ Es flüstert im Kopf: ‚Du willst es doch auch.’“ „Aus der Asche, aus dem Staub“ wird wahrscheinlich wenig daran ändern, dass die große Kunst der Gruppe Sport ein paarhundert Besserinformierten vorbehalten ist. Am Ende bleibt die Band zu schüchtern und spröde für den großen Sprung. Ich habe aber das Gefühl: Sie fühlen sich am besten dort, wo sie jetzt gerade sind.

    weitere Platten