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    Sport
    Unter den Wolken

    VÖ: 25.07.2008 | Label: Strange Ways/Indigo
    Text: Jens Mayer
    Sport - Unter den Wolken

    Bislang ging es eher schief, wenn deutschsprachige Bands versucht haben, Riff-orientierte Rockmusik zu spielen, ohne in Klischeefallen zu treten. Dabei kann es so einfach sein – und so gut!

    Wenn beim Opener „Gehirnerschütterung“ eine klassische Helmet-Gitarre aus den Boxen knarrt, dazu das Schlagzeug trocken groovt und Felix Müller nach 36 Sekunden singt „Es trifft dich wie ein Schlag“, beschreibt das ziemlich genau die Reaktion des Hörers. Warum hat das eigentlich so gut wie keiner vorher geschafft, diesen Sound mit einem eloquenten deutschsprachigen Text zu vereinen, ohne bei ganz schlimmem „kernigem Deutschrock“ oder Ähnlichem zu landen? Klar, auch Kante, bei denen Müller ebenfalls Gitarre spielt, zeigten sich inspiriert von Queens Of The Stone Age, sind aber von der Direktheit des Trios auf „Unter den Wolken“ weit entfernt. Hier findet sich nicht nur der Einfluss von Josh Homme – auch auf die Gitarrenarbeit vom Kim Thayil wird immer wieder Bezug genommen, „Namen und Gesichter“ ist da nur die offensichtlichste Soundgarden-Hommage. Ein Album, das noch einmal verdeutlicht, warum wir den heute meist nur noch als Schimpfwort gebrauchten „Alternative Rock“ in den 90er Jahren so geliebt haben, was das Gute daran war. Diese schnörkellose, auf den Punkt gebrachte, einfache aber effektive Rockmusik ohne Pathos, auf dem Boden geblieben. Das deutet der Titel bereits an, und es braucht keinen Psychologen, um von der schwarzen Regenwolke, die das Cover ziert, auf das Psychogramm des Protagonisten zu schließen. Eine düstere Welt, die ab dem ersten Song aus den Fugen gerät, in der der Erzähler keinen Halt und keine Bezugspunkte mehr findet. Dass es ein verdammt dunkles Album geworden ist, bisweilen auch ein zynisches, heißt nicht, dass nicht auch eine Menge Witz und auch eine Prise Hoffnung darin lägen. Nach dem bitteren Tiefpunkt „Der Schmerz“ scheint sich die Wolkendecke zumindest teilweise zu lichten: „Manche Fesseln sind bloß vorgestellt/ Schau, da sind Wege neben den Gleisen“, singt Müller in „Wenn alle Stricke reißen“. Das abschließende Titelstück zeichnet mit den Worten „Was hinter den Wolken vor uns liegt, kaum mehr als ein Funke der noch glüht“ sicher kein Happy, aber doch ein Open End und bildet einen (zumindest ansatzweise) zuversichtlichen Abschluss eines Albums, das mitreißt, das berührt, das vom ersten bis zum letzten Ton ein abgeschlossenes, dichtes Werk darstellt. Und außerdem in seiner Kombination aus Sound und Sprache ziemlich einzigartig ist.

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