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    Kraftklub
    Mit K

    VÖ: 20.01.2012 | Label: Vertigo/Universal
    Text: Daniel Gerhardt
    Platte des Monats
    Kraftklub - Mit K

    Das hätte auch schiefgehen können: Kraftklubs hoch gehyptes Debütalbum ist die erste 00er-Jahre-Revival-Platte der 10er-Jahre, sie will echt nicht nach Berlin, und ihre Hits handeln vor allem von Minderwertigkeitskomplexen.

    Die letzte „England brennt“-Platte, die wirklich gebrannt hat, war das Debütalbum der Arctic Monkeys, und sie ist auf den Tag genau sechs Jahre vor dem Debütalbum von Kraftklub erschienen. Zum Thema Hauptstadtverweigerung war schon 2003 alles gesagt, Angelika Express staunten damals mit „Geh doch nach Berlin“ über ihr schön zerschossenes One-Hit-Wonder. Wenn wir ehrlich zu den Hives sind, haben sie den Moment nach dem Aufstieg, in dem man kurz schwebt, schon vor elf Jahren erlebt und warten seitdem auf den Aufprall. Ja, und Deutschrap – fangen wir erst gar nicht davon an.

    Jetzt aber Kraftklub: Der erste Song auf ihrer ersten Platte übernimmt seine Gitarre weitgehend unverändert aus dem ersten Song auf der ersten Arctic-Monkeys-Platte, der kurz angetäuschte Refrain hat die gleichen Background-Vocals wie jeder verdammte Hives-Song, und die zweite Strophe gibt sogar zu, dass es hier vor allem um den Franz Ferdinand-Gedanken geht, die Mädchen zum Tanzen zu bringen. Kraftklubs Frontmann ist außerdem ein Rapper, der 2009 noch Bernd Bass hieß, ihre erste Top-50-Single handelt davon, nicht nach Berlin zu wollen, und beim Bundesvision Songcontest vor drei Monaten haben sie damit den ersten Platz im inoffiziellen Ranking der möglicherweise ernstzunehmenden Teilnehmer belegt. Kraftklub sind also 2005 in jeder relevanten Hinsicht. Ihre große Stärke ist trotzdem, wie unverbraucht sie klingen. Wegen ihrer mitreißenden, uniformierten Liveshows haben die deutschen Abteilungen der Majorlabels Kraftklub schon seit längerem auf dem Zettel. Bei einer Berlin-Show mit Casper vor anderthalb Jahren waren die Talentscouts vor allem ihretwegen da, anschließend soll ein veritables Wettbieten um die Band aus Chemnitz stattgefunden haben. „Mit K“ erscheint also nicht nur mit dreimonatiger Verspätung (der anvisierte Termin zum Bundesvision Songcontest konnte nicht eingehalten werden), sondern auch in Verbindung mit großen Erwartungen. Kraftklub haben kein Album gemacht, das darauf scheißt, sondern eins, das sie erfüllt.

    „Mit K“ kann die Live-Energie von Kraftklub nicht vollständig einfangen, aber, viel wichtiger, es macht neugierig darauf. Die Songs sind immer etwas zu schnell vorbei, ihre Nasen tragen sie hoch und ihre Ellbogen noch höher. Außerdem wissen Kraftklub, wo man klauen kann: „Ich will nicht nach Berlin“ hat tausend kleine Gitarrensoli und den „Take Me Out“-Break schon nach 25 Sekunden, weil alles immer schneller werden muss. „Karl-Marx-Stadt“ deutscht den Refrain von Becks „Loser“ ein, Zu jung macht das gleiche mit einer handvoll noch älterer Hits. Diese und alle anderen Kraftklub-Songs berichten in charmanter Prolligkeit davon, wie Liebe, Rockmusik, Zukunft und alles andere keinen Sinn mehr haben, weil man als Sachse mit Dreier-Abi eh keine Chance hat – und überzeugen dann vor allem sich selbst vom Gegenteil. Dass jetzt erst mal alle mitziehen werden, steht außer Frage, dass Kraftklub nie eine Platte wie „Kapitulation“ oder „L’Etat Et Moi“ machen werden, genauso. Aber das hat den Beatsteaks ja nun auch nicht geschadet.

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