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    Vampire Weekend
    Contra

    VÖ: 08.01.2010 | Label: XL
    Text: Daniel Gerhardt
    Vampire Weekend - Contra

    Neue Tophits von Schwiegermuttis Lieblingsschnöseln. Auch das zweite Vampire-Weekend-Album klingt, als hätten die Lümmel von der ersten Bank Paul Simons „Graceland“ neu aufgenommen.

    Ihr Trick dabei ist halt: Hinter jeder zweiten Strophe hockt ein anderer Geistesblitz, irgendwas meistens, das da gar nicht hingehören sollte, und bevor der Song vorbei ist, brennt einem die Birne schon wieder vor lauter Hooks und Melodien ab, an die man sich besser gewöhnen sollte, weil sie von alleine bestimmt nicht mehr weggehen werden. „Contra“ kann einem da nichts vormachen. Diese Platte ist vielleicht gegen irgendwelche skandalösen Änderungen im Schnitt eines handelsüblichen Ralph-Lauren-Polohemds, aber ansonsten vor allem dafür: für Ska und Überhastigkeit, Rock und hohe Drehzahlen oder Pop und keine Gewissensbisse deswegen.

    Manchmal ist das dann ein ganz schönes Gebimmel und Gedudel, aber eigentlich will man es gar nicht mehr anders haben, wenn der Refrain von „White Sky“ erst mal zu Ende gehuhuhut wurde. Vorher schon hatte „Horchata“ mit all seinen Marimbas, Geigen und Stammestrommeln die Platte als vergessenes Goldstück vom „König der Löwen“-Soundtrack auf den Weg gebracht, und später wird sie von „Holiday“ übers Knie gelegt, dem aufmüpfigsten und geradlinigsten Zweckoptimisten hier. Ihre Niedlichkeit und immer wie zum Selbstschutz vorgeschobene Harmlosigkeit werden Vampire Weekend dabei aber ebenso wenig los wie kurz darauf mit „Cousins“: Klingt zwar nach Massenschlägerei im Countryclub, ist aber so was wie das A-Punk auf Contra, das sich als so genanntes schwieriges zweites Album erstaunlicherweise selbst dann nicht vor seinem Vorgänger verstecken muss, wenn die Hits abgezählt werden.

    Die Cleverness steckt eben so tief drin in dieser Band, dass sie auch dann nicht verloren geht, wenn Klavier und Cembalo in „Taxi Cab“ zum Wettsolo gegeneinander antreten oder elektronische Elemente in immer größeren Stücken aus der Platte herausbrechen. Trotzdem wollen Vampire Weekend mehr als sich bloß in ihrem Afrobeat-Indiepop für Besserwisser und -verdiener zu behaupten und zu wiederholen: Am Ende von „Contra“ stehen drei Songs, ungewöhnlich lang und langsam, die mit beiläufig geklimpertem Klavier, Tempowechseln, immer weniger Gitarren, Maraca-Rasseln und viel Geduld nicht nur an die Feelies erinnern, sondern auch andeuten, was noch so passieren könnte mit Vampire Weekend und dem neuen Jahrzehnt, in das sie auf „Contra“ so selbstverständlich bilderbuchstarten. Wer seinen Rock bedingungslos bodenständig braucht, wird also noch Ärger kriegen. Mit dieser Band und mit ihren Cousins erst recht.

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