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    Manchester Orchestra
    Mean Everything To Nothing

    VÖ: 18.09.2009 | Label: Sony
    Text:
    Platte des Monats
    Manchester Orchestra - Mean Everything To Nothing

    Die Generationen Grunge und Emo gehen Hand in Hand mit dem Wunsch, ein zeitloses Monster von Album zu erschaffen. Gott darf hier auf keinen Fall fehlen!

    Spötter würden einen Text über diese Platte mit „Akte der Weinerlichkeit von Oberst bis Vedder“ übertiteln, flammende Fans wählten „Bitte zwischen ‚In Utero‘ und ‚Pinkerton‘ einordnen“. Dazu kann man frei nach Element Of Crime ergänzen: „Gesund wär ich, bekäm ich einen Apfel jedes Mal, wenn hier Gott in den Texten auftaucht.“ Aber lassen wir die Kirche im Dorf, diese Band stammt ja nicht mal aus Manchester! Andy Hull ist ein 22-jähriger Sänger und Gitarrist aus Atlanta/Georgia, der es geschafft hat, das Debüt seines Quintetts vor drei Jahren völlig unbemerkt an Deutschland vorbeizutragen. Der Bandname sollte nach seinem Wunsch nach einer proletarischen Stadt mit Hoffnung auf mehr klingen. Manchester steht für die Smiths, der bärtige Songwriter ist Morrissey, seine Schulfreunde sind das Orchester. Seine Texte drehen sich entsprechend um ihn selbst, geben sich existenzialistisch und sparen dabei nicht an Drama. Wäre Bruce Darnell nicht nur Emo, sondern auch Rocker, er hätte ein neues Lieblingsalbum. Hull selbst bezeichnet es als „‚Pinkerton‘ auf Steroiden“ und nennt außerdem Neutral Milk Hotel als Haupteinfluss. Die Indie-Polizei will immer noch, dass er für einen Track wie „One Hundred Dollars“ Tantiemen an Jeff Mangum zahlt. Die Bandbreite geht sonst von melancholischen Picking-Nummern à la Conor Oberst („I Can Feel A Hot One“, vor allem aber im Hidden Track „Jimmy Whispers“) über die völlig radiotaugliche Emo-Hymne „I’ve Got Friends“ bis hin zum Screamo-Smasher „Shake It Out“. Hull singt Zeilen wie „John spoke a theory straight into my brain/ God damn did you mean to do that to me“, und lehnt sich dafür musikalisch bei Nirvanas „Lithium“ an. Und trotzdem sind sich alle einig, dass das zweite Album im Gegensatz zum Debüt geschlossener wirkt und mit Selbstvertrauen daherkommt. Grundvoraussetzung für den Songwriter, seiner Band musikalisch zu vertrauen und bei den Texten mal so richtig in die reichhaltigen Pfründe des eigenen Seelenlebens zu langen. Das hier ist Teenage Angst im großen Kinosaal, absolut live eingespielt und produziert von Joe Chiccarelli, den man schon von den Shins und den Raconteurs kennt, und der uns hier den Butch Vig macht. Da können Manchester Orchestra dann schon mal klingen wie die kalifornische Version der Kings Of Leon auf zu viel Kaffee („The Only One“), wozu Hull singt, er sei „The only son of a pastor I know/ Who does the things I do“. Man merkt also: Diese Platte ist Ehrgeiz, sie will ‚Kid A‘, sie will aber auch ungezügelt sein. Sie will eine ganze Menge auf einmal, sie kann es aber auch. Allein die ersten sechs Songs kennen keine Pausen, erst danach soll Luft geholt werden. Wer solche Ansagen knapp nach Erlangung der Strafmündigkeit in die Welt bläst, der will’s wissen. Eddie Vedder kann diese Platte seinen Kindern schenken, wenn die ihn fragen, was denn später den Grunge abgelöst habe.

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