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    Calexico
    Carried To Dust

    VÖ: 05.09.2008 | Label: City Slang/Universal
    Text:
    9 / 12
    Calexico - Carried To Dust

    Eine Calexico-Rezension schreiben ohne die Wörter „Wüste“, „Weite“ und „Kopfkino“? Kein Problem. Es gibt ja noch „üppig“, „grandios“ und „hinreißend“.

    Aber es stimmt natürlich: Sobald irgendwo im Dritten Programm eine Dokumentation über Arizona und Co. läuft, greift der Tonmann zu „The Black Light“ und gut ist. Calexico, das kann man auch der Oma schenken, wenn man demnächst mal wieder Paella essen möchte. Da können sich Joey Burns und John Convertino noch so anstrengen, kleine Störgeräusche und experimentelle Passagen einzubauen, am Ende kommt doch immer Wohlklang heraus und das Bedürfnis, demnächst ein Reisebüro aufzusuchen. Das tragische Moment ist dabei immer schon mit eingebaut, denn Calexico-Songs schwelgen nicht in kitschiger Cowboy-Romantik, sondern berichten ganz gerne mal von Drogenkriminalität, Hexenjagd und Mord im Hagebuttenstrauch. Auf „Carried To Dust“ werden auch gleich als Erstes die verstümmelten Hände von Victor Jara besungen, jenem chilenischen Arbeiterpoeten, der 1973 zu den ersten Folteropfern des Pinochet-Regimes gehörte. Wenn Calexico über Amerika singen, sind damit eben nicht nur die USA gemeint, und Schönheit blüht bei ihnen eher auf dem Schrottplatz als im Stadtpark. Auf „Carried To Dust“, ihrem sechsten Album, ist die Palette dabei breit wie nie zuvor, und gleichzeitig durchwebt von einer lässigen und wetterklaren Eleganz, die die Platte noch über ihre Vorgänger hinaushebt. Es scheint, als hätte die Gruppe tatsächlich ihre bisher besten Songs für diese LP zurückgehalten, musikalisch geeint durch den wohl samtpfötigsten Zugriff in der Bandgeschichte. Beinahe jedes der 15 Stücke ist perfekt ausformuliert, mit weichen Gitarren, opulentem Backgroundgesang und einem Armvoll Gastmusiker, ohne dabei jemals im Geringsten überladen zu wirken. Die Bilder, die vor dem inneren Auge entstehen, werden einmal mehr von Gespenstern und Getreuen am Rande der Zivilisation bevölkert, doch der U-Turn auf der musikalischen Memory Lane gibt die Aussicht auf den Sonnenaufgang frei. „Carried To Dust“ ist geschlossener, schlicht mehr Album als jede Calexico-Platte bis hierhin und als solche ein Resümee des Erreichten, mit dem selbst verwöhnte Fans neu begeistert werden können. Das macht es natürlich auch den Leuten, denen die Band bisher vor allem als Klangtapete diente, noch ein Stück einfacher, aber gute Musik honoriert eben vor allem das Hinhören. Und an dessen Ende steht hiermit eine Dreiviertelstunde voll schierer Schönheit, ein Postkartenset mit lauter Kaktusblüten sozusagen.

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