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    Earthbend
    Harmonia

    VÖ: 22.08.2008 | Label: Rookie/Cargo
    Text: Philipp Welsing
    8 / 12

    Nachdem „Young Man Afraid“, das die nackte Angst im Namen trug, erst mal alle in großer Traube von der Band fortgeschlagen hat, klopfen sich die verbliebenen Interessierten nun den Staub aus der Hose, blicken auf und machen große Augen.

    Schiere musikalische Qualität – das macht sich hier direkt bemerkbar. „Schiere musikalische Qualität“ ist nur leider kein Satzteil, der einem in Rezensionen oder Promo-Aktionen Aufmerksamkeit sichert. Dort ist das Konstrukt eher eine Entschuldigung für fehlende Hipness, Aktualität oder Hitdichte. Dabei ist Qualität zuallererst subjektiv. Und im Falle des Rezensenten spricht der einleitende Satz an, dass Earthbend eine Methode fanden, das Gute von Sonic Youth über …Trail Of Dead bis – und da sind sie nur ganz kurz wieder – Scumbucket in ihrer Musik zu bündeln. Das sind nicht einmal direkte musikalische Einflüsse, sondern nur Beispiele dafür, mit wem man Earthbend fortan gleichsetzen sollte; sie sprechen die songschreiberische Weisheit an, die die Band aus Finsterwalde erlangt hat. Und das beim zweiten Album. Hier klingt nichts konstruiert, jeder neue Part scheint essenziell, jedes Break natürlich. Es ergibt sich über das gesamte Album ein Fluss, dessen Anziehungskraft so groß ist, dass man vor André Kunze (dessen Stimme noch mächtiger, sich selbst bewusster scheint), Christian Heinrich und Tilo Hustan nur verdutzt das Hütchen ziehen kann. Wer jetzt wieder mit Staub und Wüste und Autobahn kommt, hat nichts verstanden und „Too Many Stars“ überbewertet. „Troja“ leitet danach nämlich wieder eine ganz andere Reise ein, eine, um die es bei „Harmonia“ wirklich geht. Song-Aufbau statt Song-Abfahrt. Guter Klang statt fetter Klang, und sich Zeit lassen. Und dann entfaltet André bei „Troja“ eine Gesangsmelodie, die eben vorbereitet werden muss und die dann umso überraschender und einnehmender daherkommt. Das macht fast sprachlos. Wie „Dragon Lady“ und ihr Refrain. Wie der ferne Anfang von „Tropical Heatwave“, sein verträumtes Riff, sein Refrain, der verteufelt klingt, als sänge Ebelhäusers Kurt mit André im Duett. Dabei war die zweite Earthbend-Platte eigentlich schon mit dem ersten Gesangseinsatz vorbei. Ein Vokoder! Das schlimmste Folterinstrument aus der Kiste derer, die Musik mit Effekten entmenschlichen wollen. Aber selbst der Wimmerkoder will es einfach nicht schaffen, mir „Harmonia“ – den Track wie das Album – zu verleiden. Das will was heißen.

    weitere Platten

    Serenity

    VÖ: 13.01.2013

    AttackAttackAttack

    VÖ: 20.08.2010

    Young Man Afraid

    VÖ: 23.02.2007