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    Kante
    Die Tiere sind unruhig

    VÖ: 04.08.2006 | Label: Labels/EMI
    Text:
    Platte des Monats
    Kante - Die Tiere sind unruhig

    Angefixt vom Rock: Kante segeln mit „Die Tiere sind unruhig“ nicht gerade kopfüber in den Matsch, aber sie haben den krachenden Gitarren ein Stück Schneid abgekauft, um ihrer Musik eine Adrenalinspritze zu verpassen. „Ein Sturm ist im Kommen/ Es könnte jeden Moment passieren“.

    Kante befanden sich eigentlich immer „Zwischen den Orten“: Zwischen Licht und Dunkelheit („Zweilicht“) oder zwischen Leben und Tod („Zombi“). Die Z-Trilogie scheint zwar offensichtlich abgeschlossen, doch dieses In-der-Schwebe-Thema hat die Band nicht losgelassen, denn beinahe jeder Song auf die „Die Tiere sind unruhig“ spielt vor bedrohlicher Kulisse: „In den Wolken spielen die Blitze/ Die Hunde bellen/ Der Garten blüht“. Hitze, Schwüle, Gewitter liegt in der Luft und Kante lieben nun mal eine Situation, die Bewegung verspricht oder zumindest Freiheit. Es ist erneut eine deutliche Sehnsucht auf einen Umbruch zu spüren, und wieder finden sich Anleihen an Arbeiterlieder, postrockige Arrangements oder die sich solidarisierende Wir-Perspektive, doch diesmal ist alles greifbarer denn je. Sie wollen es verstanden wissen als eine Positionierung gegen den aktuell erfolgreichen Befindlichkeitspop, gegen eine Verflachung dessen, was in den späten 80er und frühen 90er Jahren in Hamburgs Szene als Alternative formuliert wurde. Diese Alternativen, so sagten Kante bereits zum letzten Album, bestehe in den Befindlichkeitstexten der aktuell erfolgreichen Erben der Hamburger Schule nicht mehr. Sie hätten es sich kuschelig eingerichtet, statt dem bestehenden System den Kampf anzusagen. Und hießen die Einflüsse auf „Zombi“ noch Miles Davis oder Sun Ra, so erleben wir ein elegante Kurve hin zur direkteren Energie, hin zu einem neuen Haupteinflussgeber namens Queens Of The Stone Age, was nicht wenige überraschen dürfte. Die Band meint es so, greift nur in homöopathischen Dosen darauf zurück, aber es wirkt. Und das trotz oder wegen der Produktionsbedingungen: Diesmal war es nicht Tobias Levin, sondern Moses Schneider, der das neue Kante-Album produzierte, sein Mischer hieß Michael Ilbert und verdiente seine Props mit Arbeit für The Hives, Hellacopters oder Kaiser Chiefs. Doch anstatt die verschiedenen Ansätze miteinander ringen, fügen sie sich einfach zusammen, bewegen sich im Sound irgendwo zwischen der letzten Tocotronic und den frühen Blumfeld, vollends fassbar, aber bis zum Anschlag atmosphärisch. Kante haben ihrer Ruhelosigkeit durch eine impulsivere Herangehensweise einen deutlichen Tritt in die richtige Richtung verpasst. Einziger Ausrutscher dabei bleibt „Die größte Party der Geschichte“, eine zu verkrampft wirkende Humor-Einlage, deren respektabler Phoenix-Groove an eine alberne Idee verschwendet wurde, die deutlich an den Stärken der Band vorbeibrettert. Blumfelds „Apfelmann“ war vielleicht auch albern, dafür aber unverkopft und kurz. Kantes Stärken liegen da eher in einem geschmackvollen Sinn für Dramatik, einer wehenden roten Fahne über opulenten Luxus-Arrangements, ausgedrückt etwa in beinahe Morricone-artigen Streichern. „Das ist echt ein WERK“, soll der deutsche Erfolgsproduzent Moses Schneider am Ende durch die Zähne gepfiffen haben – dito, ne.

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