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    Portugal. The Man
    Waiter: "You Vultures!"

    VÖ: 16.06.2006 | Label: Defiance/Cargo
    Text:
    Platte des Monats
    Portugal. The Man - Waiter: "You Vultures!"

    Sie kommen in Pelzmützen auf die Bühne und schicken Indierock im Aggregatzustand „kaum zu fassen“ hinterher. Portugal. The Man sind die beste Gelegenheit, sich endlich eine Lieblingsband aus Alaska anzuschaffen.

    Diese Band klingt wie keine vor ihr. Wie oft liest man solche Sätze und bereut später, ihnen geglaubt zu haben? Weil sich beim Hören der Platte „dieser Band“ doch wieder Verweise und Querverweise auftun und es nicht origineller wird mit der alten Tante Rock’n’Roll, die längst ihren Fünfzigsten hinter sich hat. Portugal. The Man klingen wie keine Band vor ihnen. Und bevor irgendwer etwas bereut: Natürlich können wir sie anhand ihrer Einflüsse verorten, doch dafür müsste erstmal ein Koordinatensystem mit fünf Achsen erfunden werden, die The Mars Volta, At The Drive-In (beide, getrennt), The Blood Brothers, Radiohead und Circa Survive heißen. Avant-Indie-Rock nennen sie es im US-Untergrund, wo Magazine namens Coke Machine Glow und Delusions Of Adequancy das Debüt „Waiter: ‚You Vultures!’“ zum Album des Jahres ausgerufen haben. Im Frühling. Trüge ich einen Hut, ich zöge ihn vor dieser Band aus Alaska, die nicht nach Winter klingt, sondern nach tiefen Sommernächten, in denen es zu heiß zum Schlafen ist und zu spät zum Wachbleiben: fiebrig, verführend, kurz vor unwirklich. „Waiter: ‚You Vultures!’“ ist ein Album wie eine Verwandlung. Da ist Bandkopf John Baldwin Gourley, aufgewachsen im Outback nahe der Arktis; ein Poet, dessen androgyne Stimme ihn erst zur Mitte hin als Mann verrät. In seinen Texten steckt Kraft, Humor, teenage angst und der Hang zu einer abstrahierten Form von Naturalismus. „Under blankets these hills cover neatly/ We’ll take steps to make sure our failures are hidden/ It’s hard when our voices echo over ripples that form on the lakes/ The Edges, they prey on/ We’ll shine.“ Wie der Mann und seine Stimme verformt sich die Band, für die er singt. „Waiter: ‚You Vultures!’“ durchläuft Soul, Prog, Indie, Emo und sucht über allem mehr und mehr die Nähe zu Electronica und der Soundästhetik des HipHop. Es steckt Schönheit für ganze Alben hierin und an jeder Ecke das Kalkül, sie zu beschmutzen: ein vertrackter Beat, ein spukiges Sample, eine schlingernde Gitarrenfigur. Man mag ein Dutzend Hörläufe brauchen, um die Strukturen zu durchschauen – diese Stücke sind Songs und über weite Strecken um Eingängigkeit bemüht. „Waiter: ‚You Vultures!’“ ist keine Kette von „Tracks“, von 13 Nicht-Songs, die man einer jungen Band mit so viel Fertigkeit und überbordender Ambition eigentlich prophezeien möchte, bevor sie einen überfordert. Man könnte schnaufen, dass einem wenig geschenkt wird auf dem Album, nur will das wer: alles herausholen, ohne selbst etwas hineinbringen zu müssen? Portugal. The Man sollen sich für die Aufnahmen so verschuldet haben, dass sie für Monate obdachlos waren und auf fremden Fußböden schliefen. Es wäre ein fairer Preis für die aufregendste Platte, auf uns das Jahr bis jetzt gebracht hat.

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