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Radikale Reformen bei Lookout Records

Radikale Reformen bei Lookout Records
Für die Außenwelt sah es so aus, als hätten Green Day mit dem Rückzug ihrer Alben ihr altes Label Lookout Records in den Ruin gestürzt. Ein offener Brief des Labelchefs erzählt die ganze Geschichte.

Ein offener Brief von Label-Präsident Chris Appelgren:

„Wie die meisten mittlerweile beim Besuch der Homepage von Lookout Records bemerkt haben, passiert etwas hier beim Label und ich möchte mir an dieser Stelle die Zeit nehmen, ein paar Dinge zu erklären und klarzustellen.

Eine Menge Fragen bezüglich der Zukunft von Lookout stehen im Raum und ich möchte dazu Folgendes sagen. Lookout Records geht nicht unter und wird auch nicht seine Pforten schließen. Dennoch leiten wir bedeutende Veränderungen ein. Nach 16 Jahren ist Lookout eine ziemlich aufwendige Sache geworden. Wir haben Personal, ein eigenes Gebäude, große Lager, Arbeitsplätze, Computer, Versandmaterialien, Faxgeräte und Berge von Platten und CDs. Das bedeutet eine Menge monatlicher Kosten und freundlich ausgedrückt haben wir nicht gerade genug Platten verkauft, um diese Kosten vollständig decken zu können. Denkt euch dazu noch die ein oder andere geschäftliche Fehlentscheidung, die wir getroffen haben und ihr habt ungefähr ein Verständnis davon, wo wir jetzt gerade stehen.

Beispiele dafür? Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, gehörte dazu die Übernahme von Labels, das Aufrechterhalten unserer Veröffentlichungspläne und das Neu-Signen von Bands, ohne zugleich angemessen auf die finanzielle Situation zu achten. Schlechte Entscheidungen und ein getrübtes Urteilsvermögen kamen ins Spiel – am meisten in der stetigen Hoffnung, dass sich die Dinge wie durch ein Wunder ändern und die knappen Einnahmen und nicht ausreichenden Verkäufe unserer neuen Bands sich schon noch richten würden, wenn wir nur hart genug arbeiten und das Beste aus uns rausholen würden.

Nicht alle unsere Entscheidungen waren schlecht und wir haben wirklich versucht, das Ruder herumzudrehen, inklusive einiger großer Erfolge, guter Veröffentlichungen und einer tollen 15-Jahr-Feier im Jahr 2003. Die Grundprobleme änderten sich allerdings nicht, trotz leichter Aufschwünge in den Verkäufen. Ich selbst war die Quelle aller naiven Hoffnungen in den meisten unserer internen Diskussionen. Ich schulde Cathy & Molly wahrscheinlich eine Entschuldigung dafür, dass meine Problemlösungen meistens lediglich auf einer guten Dosis Glück beruhten. Wir kamen mit den Zahlungen in Rückstand, weil Geld, das eigentlich den Künstlern zukommen sollte, genutzt wurde, um das Geschäft am Laufen zu halten oder in manchen Fällen neue Veröffentlichungen finanzieren zu können. Wir standen wegen dieser Handlungsweise mit vielen Bands – wenn auch nicht nicht allen – in Kontakt und viele waren einverstanden, diesen Weg mit uns durch dieses hoffentlich nur kurz anhaltende geschäftliche Tal zu gehen, inklusive Green Day.

Leider währte dieser Talweg nicht kurz, und wie überall berichtet wurde, entschieden sich Green Day, den Weg nicht mehr mitzugehen und die Kontrolle über ihre Lookout-Alben zu übernehmen. Sie sind mit uns wirklich durch dick und dünn gegangen, aber jetzt ist es Zeit, weiterzugehen. Es gab keinen Streit und was auch immer berichtet wird: Unser Statement bezüglich Freundschaft, Respekt und Vertrauen gegenüber Green Day ist und bleibt wahr. Sie sind eine der besten Bands der Welt und unser Verhältnis mit ihnen hielt länger als es bei den meisten Major-Labels der Fall ist. Das ist etwas, auf das man stolz sein kann, auch vor dem Hintergrund, dass es hätte weiterbestehen können, hätte Lookout andere Entscheidungen bezüglich seines Geschäftes getroffen.

Am Punkt dieser Entscheidung anzukommen und zu sehen, was das eigentlich bedeutet, war ein gigantischer Weckruf. Ich beriet mich mit meinen zwei Partnern darüber, was das für Lookout heißt, und einige Dinge wurden sehr klar. Es war höchste Zeit, ein paar harte Entscheidungen darüber zu treffen, wie Lookout in der Zukunft existieren soll. Es war außerdem Zeit, unsere aktuellen und vergangenen Schulden zu regeln, bevor wir Weiteres angehen. Die Veränderungen standen nicht an, weil wir nicht länger Green Days erste beiden Alben im Programm haben würden, sondern weil unser Geschäft nicht gesund war. Green Days Entscheidung war das Ergebnis unserer internen Probleme, nicht der Grund. (Hervorhebung d.d. Autor)

Wir haben unsere Situation lange und hart analysiert und darüber beraten, was wir tun können, um aus Lookout wieder ein sicheres, gesundes Geschäft zu machen. Es war klar, dass wir Personal entlassen, in ein kleineres Büro umziehen und jedwede neue Veröffentlichung zurückhalten müssen. Wir betreiben ein sehr kleines Geschäft und wir mussten endlich anfangen, uns auch so zu verhalten.

Es bricht uns das Herz, dass das Team, das Lookout Records war, nicht mehr länger jeden Tag hier zusammen arbeiten wird. Eine gute Gelegenheit, Tristin, Erin, Taggylee, Todd, Patrick, Lisa und Ben für ihre Zeit, ihre Energie und ihre Leidenschaft Danke zu sagen. Der Beitrag, den jeder von euch geleistet hat, ist unauslöschlich und ich bin dankbar für all die Jahre, die ihr Lookout Records geschenkt habt – Todd und Erin über fünf Jahre, Tristin über acht; Patrick um die fünfzehn – aber jeder einzelne Tag bedeutet eine Menge. Wir waren nicht perfekt, aber wir arbeiteten hart, weil uns die Sache wichtig war und brachten einige ziemlich unglaubliche Dinge zustande.

Die Dinge werden sich ändern, es hat schon begonnen. Wir schnallen den Gürtel enger und gehen die Entschuldung an, werden unseren Bands und Partnern, Unterstützern und sogar unseren Kritikern gerecht. Ich war nie gut darin, Ratschläge anzunehmen, aber heute muss ich mehr denn je darauf hören, was meine Freunde und Partner zu sagen haben und aus meinen Fehlern lernen.“

[Übersetzung: Oliver Uschmann]

Im Original bei Lookout Records Online nachzulesen.

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