Die US-Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) hat zwischen Freitag und Sonntag an mehreren Orten in Los Angeles Razzien wegen angeblicher Verstöße gegen das Einwanderungsrecht durchgeführt und Dutzende Menschen festgenommen. Daraufhin verfolgten aufgebrachte Einwohner einen ICE-Fahrzeugkonvoi, der angeblich auch angegriffen worden sein soll. Später entwickelte sich seine eine größtenteils friedliche Demonstration, um die Freilassung der Festgenommenen zu fordern. Diese wurde schließlich von der Polizei aufgelöst, wobei es teils gewaltsame Auseinandersetzungen bis in die Nacht gab.
Die Lage eskalierte schließlich, als US-Präsident Donald Trump gegen den Willen des kalifornischen Gouverneurs Nationalgardisten nach Los Angeles entsandte. Gouverneur Gavin Newsom sprach in diesem Zuge von der “gestörten Fantasie eines diktatorischen Präsidenten”. Weitere Proteste finden aktuell immer wieder statt, werden allerdings von Polizei und Nationalgarde aufgelöst.
Proteste in LA: Musikwelt zeigt sich solidarisch
Auch Rage Against The Machine-Gitarrist Tom Morello nahm an den Protesten teil und zeigte sich gestern auf Social Media mit Protestierenden und einem Schild mit der Aufschrift “Defend L.A.”. Morello sagte in einem Video zusätzlich zur Lage: “Wir haben die Polizei dazu gebracht, umzukehren und zurückzufahren … weil sie gesehen haben, was auf sie zukommt.” Dann richtete er die Kamera auf eine Menschenmenge, die mexikanische Flaggen schwenkte. Eine weitere Grafik in seinem Posting gab sich kämpferisch: „Im Schatten der Angst erhebt sich Los Angeles – und schützt seine Bevölkerung, wenn das System dies nicht tut“.
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Morello schließt sich einer Reihe von Musiker:innen an, die entweder an Protesten teilgenommen oder Trumps Einsatz der Nationalgarde kritisiert haben. So etwa Green Day– Frontmann Billie Joe Armstrong. Der zeigte sich ebenfalls solidarisch und postete ein Video des während der Proteste in Brand gesetzten Waymo-Taxis. Er unterlegte das Filmmaterial mit Green Days “Fuck Off” und fügte zwei Emojis hinzu – einen Mittelfinger neben einem Eiswürfel. Ein ähnliches Bild postete Wavves-Mastermind Nathan Williams.
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“Rücksichtslose Angriffe”
Rap-Durchstarterin Doechii nutzt unterdessen am Sonntag ihre Dankesrede bei den BET Awards, um sich gegen Trumps Einwanderungsrazzien auszusprechen. “Es gibt rücksichtslose Angriffe, die im Namen von Recht und Ordnung Angst und Chaos in unseren Gemeinden verbreiten”, sagte sie. “Trump setzt Streitkräfte ein, um einen Protest zu unterbinden. Ich möchte, dass ihr alle darüber nachdenkt, was für eine Regierung das ist, wenn jedes Mal, wenn wir unser demokratisches Recht auf Protest ausüben, das Militär gegen uns eingesetzt wird”, fügte sie hinzu. „Was für eine Regierung ist das?“
Doechii calls out Donald Trump and ICE while accepting her trophy at the #BETAwards in Los Angeles pic.twitter.com/fTGyJ9nbAj
— The Hollywood Reporter (@THR) June 10, 2025
Songwriter, Produzent und Bruder von Billie Eilish, Finneas Baird O’Connell, nahm ebenfalls an einer „friedlichen“ Demonstration in L.A. und wurde dort mit Tränengas beschossen. Er schloss sich Armstrong und Williams mit einem simplen “Fuck ICE” an. Später äußerte er sich nochmal ausführlicher und teilte die Nummer einer Beratungshotline für US-Militärangehörige: “Wenn du Angehöriger der Nationalgarde oder im aktiven Militärdienst bist und dir befohlen wird, die verfassungsmäßigen Rechte von US-Bürgern zu verletzen, dann ist dies die Nummer der GI Rights Hotline. Es gibt Unterstützung, Sie müssen das nicht mitmachen”, schrieb er.
Auch sonst die Musikwelt aktuell und offensichtlich nicht gut auf Trump zu sprechen. Springsteen stimmte nach dessen Wahlsieg ein “Kampfgebet” für die USA an, kurz darauf regierte Trump mit einem verbalen Angriff und bezeichnete den Musiker als “völlig überbewertet” und “dumm wie Stein”. Bei seinem Tourauftakt im Mai nannte Springsteen die US-Regierung dann “korrupt, inkompetent und verräterisch”. Als Zeichen der Solidarität coverten Pearl Jam daraufhin am 16. Mai während ihres Konzerts in Pittsburgh Springsteens “My City Of Ruins”. Auch Morello stellt sich in diesem Zuge offen auf die Seite der Trump-Kritiker, ebenso wie Neil Young, der den Präsidenten allerdings herzlich auf seine Tour einlud.