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Live-Bericht: Arctangent Festival (Bristol, Fernhill Farm, 15.-17.08.2019)

Live-Bericht: Arctangent Festival (Bristol, Fernhill Farm, 15.-17.08.2019)
Post-Metal, Math-Rock und ein bisschen Donnerwetter – Wir haben bei der siebten Ausgabe des Arctangent Festivals den englischen Witterungsverhältnissen getrotzt und festgestellt: Bald wird das geschmackssichere kleine Event in der Nähe von Bristol den Status des Geheimtipps hinter sich gebracht haben.
Joe Singh (Snaprockandpop)

„What’s the difference between a hippo and a Zippo? One’s a little heavier, one’s a little lighter.“ Einige Zuschauer vor der Yohkai Stage lachen tatsächlich über Nick Watmoughs Flachwitz. Der Schlagzeuger von Pijn, seine Bandkollegen und die Freunde von Conjurer machen beim Live-Gesamtdurchlauf ihrer Zusammenarbeit „Curse These Metal Hands“ keinen Hehl daraus, dass sie als Spaßprojekt begann: Das Bandgemisch trägt lächerliche Fliegersonnenbrillen und vertreibt am Merch-Stand Bierdosenkühler mit dem Cover-Artwork des Albums. Demgegenüber stehen die schiere Wucht und emotionale Aufrichtigkeit, mit der die vier Tracks zu überrumpeln imstande sind.

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Lift Yr. Metal Hands Like Antennas To Heaven: Pijn & Conjurer

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Co-Headliner am Freitag: Brutus mit Stefanie Mannaerts

Neben dem Sonnenschein wird die Szenerie des letzten Arctangent-Festivaltags auch durch das gemeinsame Set von Pijn und Conjurer wieder aufgelockert. Keine 24 Stunden zuvor verwandelte Dauerregen das Gelände rund 20 Kilometer außerhalb von Bristol binnen kurzer Zeit von der grünen Landidylle in einen Schlammpfuhl von den Ausmaßen mehrerer Fußballfelder. Wie Störche im Salat kämpfen sich die Festivalgänger von Bühne zu Bühne, von der Goth-Post-Folk-Newcomerin A.A. Williams zum Heavy-Shoegaze von Slow Crush und später von Russian Circles zu Brutus. Nicht überall sind die metallenen Pfade ausgelegt, die Bühnenwechsel erleichtern sollen, und der Typ, der in seinem mobilen Survivalladen Gummistiefel anbietet, macht vermutlich das Geschäft seines Lebens.

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Duo mit dem Sound eines Quintetts: Battles

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Auch routiniert noch würdige Headliner: Coheed And Cambria

Trotzdem wollen sich am Freitag nur wenige in Zelte und Wohnwagen flüchten. Zu interessant ist das Line-up wieder ausgefallen, als dass man sich 65daysofstatic oder die Headliner Battles aus Schlagzeug-Großmeister John Stanier und Multiinstrumentalist Ian Williams entgehen lassen würde, auch wenn man nach den Shows Gefahr läuft, sein Schuhwerk an den sumpfigen Erdboden zu verlieren. Abgesehen vom Mistwetter zur Halbzeit gibt die siebte Ausgabe des Post/Math-Festivals in Englands Südwesten aber keinen Anlass zu Beschwerden. Ein neues Bechersystem soll Einwegplastik eliminieren, die generelle Ausweitung des Areals verwandelt Knotenpunkte vom Vorjahr in fließende Durchgänge und eine fünfte Bühne neben der zentralen Bar bietet Newcomern ein Forum.

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Kämpften sich tapfer durch Soundprobleme: Azusa mit Eleni Zafiriadou

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Strobo-Hardcore: Employed To Serve mit Sängerin Justine Jones

Wer später von fehlender Abwechslung erzählt, muss taub gewesen sein, denn an der Bixler Stage, wo die Krachmacher Employed To Serve und Azusa ihr Publikum finden, jubelt man später auch dem Garage-Punk von Gender Roles zu und heißt die taiwanesischen Honigkuchenpferde Elephant Gym herzlich willkommen. Sicherlich: Coheed And Cambria wirken arg routiniert (wobei selbst ein routiniertes „A Favor House Atlantic“ Begeisterungsstürme garantiert) und vor den Samstags-Headlinern Meshuggah werden selbst hartnäckige Verfechter von krummtaktiger Extremmusik manchmal kapitulieren, doch immerhin beweisen die Schweden Humor: In der Umbaupause vor ihrem gnadenlosen Set laufen Schmachtfetzen von Chris de Burgh, George Michael und Foreigner über die PA, während sich die Band im Schatten des Bühnenrands in den Armen liegt und der Menge beim Mitsingen zusieht.

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Wand aus Brutalität und Technik: Meshuggah

Alle Fotos: Joe Singh (Snaprockandpop)