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Mantar geben Statement zu NS-Hintergrund ihres neuen Albumcovers ab

Mantar geben Statement zu NS-Hintergrund ihres neuen Albumcovers ab
Mantar haben für ihr kommendes Albumcover ein Kunstwerk eines Künstlers gewählt, dass dieser aus Bewunderung für Adolf Hitler und die Nazis geschaffen hatte. Welche Idee das Doom-Punk-Duo damit verfolgt, hat es nun in einem ausführlichen Statement erläutert.
Christoph Eisenmenger

Wer Mantar kennt, weiß, dass die beiden aus Bremen stammenden Doom-Punks keinerlei Sympathien für rechtes oder gar rechtsextremes Gedankengut hegen. Umso erstaunlicher, dass die Band für ihr kommendes drittes Album „The Modern Art Of Setting Ablaze“ das Kunstwerk „Der Lichtbringer“ gewählt hat, ein vergoldetes Bronzerelief, das in Mantars Heimatstadt Bremen eine Hausfassade an der bekannten Böttcherstraße schmückt. Dort wurde es 1936 vom Künstler Bernhard Hoetger installiert, der damit seine Verehrung für Adolf Hitler und sein Regime ausdrücken, dessen Sieg über dunkle Mächte illustrieren und diesen von seinen völkisch-nordischen Ideen überzeugen wollte – und dennoch von den Nazis als „entarteter“ Künstler verstoßen wurde.

In einem ausführlichen Post erklärten Mantar nun, warum sie sich für das Werk als Cover ihrer neuen Platte entschieden haben. „Ja, wir kennen den historischen Hintergrund des Werkes. Und ja, wir haben den ‚Lichtbringer‘ im Bewusstsein gewählt, welche Reaktionen er bei euch auslösen würde“, beginnt die Band dort. Das Duo habe monatelang diskutiert und sich entschieden, dass es „kein besseres Kunstwerk gibt, um unsere Absichten und unseren Punkt besser zu unterstreichen, als dieses 80 Jahre alte Werk aus unserer geliebten Heimatstadt Bremen.“ Das solle keine billige Provokation sein, sondern zum Nachdenken über Probleme unserer Zeit anregen.

Die Band habe das Werk für seinen starken Ausdruck bewundert, bis sie irgendwann dessen Hintergrund erfahren habe, den sie auch in den Liner Notes zum neuen Album erkläre. Nach dem 2. Weltkrieg hätten die Leute die Figur als Heiligen Michael umgedeutet, das Kunstwerk hänge bis heute unkommentiert dort. „Und genau das ist das Problem“, so Mantar. „Die Leute hatten 80 Jahre Zeit, einen Umgang damit zu finden oder wenigstens eine Erklärung zu diesem Werk hinzuzufügen. Stattdessen haben sie sich für einen sehr traurigen und umso menschlicheren Weg entschieden. Sie haben versucht, es zu vergessen. Seine ursprüngliche Bedeutung abzustreiten. So zu tun, als habe es diesen Teil der Geschichte nie gegeben und die Schwäche der Menschheit dafür, blind jeder Art von Führer zu folgen, liege hinter uns. DEM IST NICHT SO.“

Mantar seien keine politische Band und würden daran auch nichts ändern wollen. „Aber die Dummheit der Menschheit scheint derzeit unerschöpflich zu sein, weshalb unsere Texte und auch unser Artwork von diesen Zeiten und dem politischen Klima beeinflusst sind.“

Auch anderswo als in Deutschland würden Menschen Führern und Despoten willig in Krieg und Unheil folgen. Die Wahl des Covers sei daher ein Spiegel unserer Zeit. „Den ‚Lichtbringer‘ zu nehmen ist vielleicht unbequem und sorgt für Verwirrung, aber dieses Bild IST die Verkörperung unserer ‚modernen‘ Zeit“, schreiben Mantar. Es drücke aus, wie Menschen sich willig für Hass, Verderben und Grausamkeiten gegenüber einander entscheiden würden, sich manipulieren und agitieren ließen, obwohl sie ihr Schicksal in der Hand hätten. „Was also, wenn ihr diese konstante Erinnerung des Versagens in Form eines 80 Jahre alten Reliefs an einer Hauswand unserer Heimatstadt nicht mögt?“ fragt die Band gegen Ende. „Gut. Geht los und REISST ES VON DER SCHEISS WAND RUNTER! Und reißt gleich noch ein paar Köpfe mit ab, die sich dumm stellen. Und vergesst nicht euren eigenen. Aber das Relief ist nicht das Problem. Wir sind es.“

Die Band nehme es niemandem übel, wenn er sie wegen der Wahl des Covers nicht weiter unterstützen wolle – und plädiert für kritisches, aufgeklärtes Denken. „Wir sind nur eine Extrem-Metal-Band und haben uns nicht gegründet, um euer Wohlbefinden sicherzustellen oder zu garantieren, niemandes Gefühle zu verletzen. Wir leben in ungemütlichen Zeiten. Hoffentlich fühlen wir das alle. Im Ernst: Denkt selbst! Folgt keinem Führer! Es gibt keine ‚richtige‘ Seite für euch außer eurer eigenen.“

Unten lest ihr das gesamte Statement im englischsprachigen Original. Mantars neues Album „The Modern Art Of Setting Ablaze“ erscheint am 24. August, wie die Band gerade angekündigt hatte.

Facebook-Post: Mantar erklären ihr neues Albumcover

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