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Draußen! - Die Alben der Woche

Draußen! – Die Alben der Woche
Freitag ist Plattentag – und wir stellen euch wie gewohnt die wichtigsten Neuerscheinungen der Woche vor. Diesmal mit den neuen Alben von
Zao,
Enemies,
Shaman Elephant und
Old Gray. Zur Platte der Woche küren wir "In The Next Life" von Maria Taylor.

Zao – „The Well-Intentioned Virus“

Sieben Jahre lang war es eher ruhig um Zao. Nun ist die 1994 gegründete Band plötzlich mit ihrem neuen Studioalbum „The Well-Intentioned Virus“ zurück und pflanzt damit eine Metalcore-Infektion, die sich mit ihren übersinnlich konnotierten Texten schnell ausbreitet. In zehn Songs fiebern die Gitarren, pulsiert die Doublebassdrum und kratzt der gutturale Gesang. Schon mit dem ersten Song „The Weeping Vessel“ weicht ein delirisches Gitarrenpicking-Intro nach kurzer Zeit dem donnernden Schlagzeug und legt so den Schmerz frei, der von nun an in Wellen kommt und geht. Doch es gibt auch Linderung in Form epischen Klargesangs, der unverhofft auftaucht. So etwa in „Apocalypse“, dem mit fast sieben Minuten zweitlängsten Track der Platte. Hier wirken die Melodien beruhigend und zwar nicht trotz des Textes, sondern eben wegen der besungenen Gewissheit, dass alles enden muss. Eine Wahrheit, die der Song erst ruhig zur Kenntnis nimmt, bevor er sich mit einem Fauchen aufbäumt, das Tempo wechselt und schließlich doch die Endgültigkeit annerkennt. Damit steht der Track exemplarisch für Zaos neues Werk: Erst der Schmerz macht deutlich, wie schön es ist wenn dieser nachlässt – illustriert durch das Ende der Platte, die mit den Worten „I wish them peace/Respectfully“ ausklingt.

Album-Stream: Zao – „The Well-Intentioned Virus“

Enemies – „Valuables“

Nach zehnjähriger Karriere veröffentlichen Enemies ihr drittes und letztes Studioalbum „Valuables“. Trauer oder Schwermut sucht man auf dem hoffnungsvollen Werk aber größtenteils vergebens. Dafür klingt das marschartige Schlagzeug in Kombination mit den sanften Indie-Gitarren in „For Karla“ zu optimistisch und wird das instrumentale Stück „Houran“ viel zu oft von heiteren Melodien durchbrochen. Auch das rhythmische „Play Fire“, welches am ehesten die Mathrockwurzeln der vier Iren durchscheinen lässt, spinnt durch sommerliche Melodietupfer und schwebende Gitarrenläufe vielmehr die Vorstellung eines Aufbruchs, als eines schweren Abschieds. Vielleicht ist es aber auch genau das, was das Quartett erreichen will, schließlich trennt die Band sich einvernehmlich, um sich vermehrt Familie und Freizeit zu widmen. Lediglich das elegische „Don’t Go“ hebt sich vom Rest des Albums ab und vermittelt fast ausschließlich instrumental und durch schwere Soundwände, dass es nach „Valuables“ still um die Musiker werden wird. Mag auch der Auseinandergang der Nordeuropäer viele Fans enttäuscht zurücklassen, gibt es mit „Valuables“ einen würdigen Abschluss, der mit seinem Optimismus die ein oder andere Träne trocknen kann.

Album-Stream: Enemies – „Valuables“

Shaman Elephant – „Crystals“

Viele Bands bemühen sich vergeblich ihren Musikstil zu revolutionieren und Genregrenzen zu sprengen. Shaman Elephant zeigen, dass sie schon auf ihrem Debütalbum „Crystals“ ihren bevorzugten Stil gefunden haben und Grenzen mit Leichtigkeit überwinden können. Die vier Norweger vereinen auf sechs Songs psychedelischen Progrock mit der Schwere des Heavy-Blues und schrecken auch vor Jazz- und Funkeinflüssen nicht zurück. „Shaman In The Woods“ beginnt mit schnellen, fast folkig anmutenden Gitarrenläufen – erst dann setzt der zweistimmige Gesang ein, der über den funkigen Bassmelodien und den singenden Gitarren zu schweben scheint. „I.A.B.“ hingegen hört sich so an, als hätten Mitglieder von Motorpsycho, den Blues Pills und den Truckfighters eine All-Star-Band gegründet. „Tusco“ wiederum ist beinahe ein Modern-Jazz-Titel, der in einem Klavier sein Hauptinstrument gefunden hat und komplett instrumental ausfällt. Trotz aller Genreüberschneidungen und kreativen Einfäle, die auf „Crystals“ zu finden sind, hört sich das Album dabei nie gezwungen an oder überfordert gar den Hörer. Was Shaman Elephant auf ihrer ersten Platte bieten, ist zwar komplex, schafft es aber, Homogenität und Eingängigkeit zu wahren.

Album-Stream: Shaman Elephant – „Crystals“

Shaman Elephant – „Crystals“

Old Gray – „Slow Burn“

Schon der Opener „Pulpit“ macht sofort klar, was einen hier erwartet: Kurze, unvorhersehbare und oft dissonante Ausbrüche, zwischen denen sich Frontmann Cameron Boucher kräftezehrend die schrecklichsten Dämonen aus dem Inneren kreischt. Auf Old Grays neuem Album „Slow Burn“ geht es fast ausschließlich um den Tod, um Suizid und den Verlust von engen Freunden, es bleibt nur wenig Raum für Hoffnung. Das einzig Positive, an das sich Boucher in seinen Texten klammert, ist die Erinnerung an die Verflossenen, mit denen er sie in Gedanken versucht am Leben zu erhalten. Schon nach wenigen kurzen, aber knallharten Songs kommen die melancholisch-ruhigen Instrumentals „I“ und „II“ sehr gelegen, um nach Luft schnappen zu können. Sie schaffen außerdem Raum für den hervorragenden Titel „Like Blood From A Stone“, einer Spoken-Word-Performance über einen gescheiterten Selbstmordversuch und dem anschließenden Herausklettern aus einem unendlich tiefen, seelischen Loch. „Slow Burn“ verlangt dem Hörer mit seinem schonungslos verzweifelten Screamo einiges ab, ist dafür aber eine umso intensivere und damit sehr lohnenswerte Erfahrung.

Album-Stream: Old Gray – „Slow Burn“

Unsere aktuelle Platte der Woche, „In The Next Life“ von , Maria Taylor und alle weiteren Neuerscheinungen der Woche findet ihr in unserer Übersicht.