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Lieblingssongs 2015: Dennis Plauk

Lieblingssongs 2015: Dennis Plauk
Die VISIONS-Redaktion blickt zurück auf das Musikjahr 2015. Dieses Mal: Die 20 Lieblingssongs von Redakteur Dennis Plauk.

Kurz vor Jahresende wurde meine Jahresbestenliste noch mal aufgemischt. Wie aus dem Nichts erschienen die Progrocker Malady aus Helsinki auf der Bildfläche, protegiert vom finnischen Label für Geschmackssicherheit: Svart. Letztlich haben Malady die meisten meiner diesjährigen Lieblingslaben noch links überholt, dank Mini-Epen wie „Kantaa taakan maa“, die klar am klassischen Prog der 70er geschult sind, aber eben auch dieses typisch dominante Folk-Element der skandinavischen Spielart dieser Musik in sich tragen. Da hatten letztlich sogar meine schwedischen Langzeitfreunde Dungen das Nachsehen, die mit „Allas sak“ und Trademark-Songs wie „En Gang Om Aret“ mal wieder alles richtig gemacht haben. Überhaupt ein gutes Jahr für ihren Gitarristen Reine Fiske, der darüber hinaus mit seiner Zweitband The Amazing aktiv war. Von ihrem neuen Album hört ihr „Captured Light“.

Auch in Sachen Metal waren mir 2015 proggige Schlagseiten willkommen. Drei Beweisstücke: „Hellfire Forever“ vom grandiosen Debüt des ASG-Auslegers Wildlights, Vhöls hyperaktives „Deeper Than Sky“ und „Shock Me“ von Baroness‚ violettem Back-to-Metal-Meisterwerk. Gleiches gilt für die Abteilung Alte Helden, angeführt von Iron Maiden. „The Book Of Souls“ hätte vielleicht kein Doppelalbum werden müssen, aber die Prog-Richtung, die Maiden seit Bruce Dickinsons Rückkehr verfolgen, steht ihnen weiterhin sehr gut, nachzuhören in „The Great Unknown“, einem der vergleichsweise kurzen Songs des Album, der in meinen Augen allen drei Longtracks jenseits der 10-Minuten-Marke überlegen ist.

Zu den extremeren Metal-Spielarten habe ich grundsätzlich nicht den leichtesten Zugang. Dieses Jahr ging aber irgendwie mehr bei mir – was daran liegen mag, dass viele Bands dieser Gefilde ihren Sound teils radikal aufgebrochen haben. Deafheaven zog es in „Luna“ zum Thrash-Riffing, Tribulation in „Melancholia“ zum Hardrock – und Liturgy sind spätestens seit ihrer Avantgarde-Attacke von „The Ark Work“, deren Unfassbarkeit „Kel Vahaal“ nur ansatzweise abbilden kann, nicht von dieser Welt.

Harter Schnitt, musikalisch wie geografisch: Aus England kamen meine Indierock-Songs des Jahres. Zwei davon stehen am Anfang der zugehörigen Alben und haben ihnen auch die Titel gegeben: das fantastisch arrangierte „Marks To Prove It“ von den Maccabees und das angrifflustige „What Went Down“ von Foals. Im Gegensatz zu denen hätte ich von den Libertines nicht unbedingt das Album-Meisterwerk erwartet, das „Anthems For Doomed Youth“ geworden ist. Hier muss es aber nicht der Opener, sondern der packende Rausschmeißer sein: „Dead For Love“.

Stichwort große Comeback-Platten. Die von Refused wurde angesichts von superdynamischen Brechern wie „Elektra“ für meine Begriffe allgemein zu kritisch aufgenommen – ein Kelch, der immerhin an Faith No More vorübergegangen ist. Wäre auch noch schöner gewesen, wenn die Crossover-Festwochen, die sie mit ihrem „Superhero“ eingeläutet hatten, von den reflexartigen „Sellout!“-Rufen gestört worden wären.

Was man aber mal zur Sprache bringen muss: Die mutigere Rockmusik spielten 2015 zu oft Veteranen – dem Genre hätten ein paar frische Akzente aus der Ü40-Generation gutgetan, so wie sie im HipHop Kendrick Lamar („The Blacker The Berry“) oder im Jazz Kamasi Washington („The Magnificent 7“) mit ganz anderen Mitteln setzten.

Nicht wirklich visionär mit ihren neuen Album, aber nach wie vor eine Klasse für sich im weiten Feld des amerikanischen Singer/Songwriter-Fachs: Sufjan Stevens ist das Farewell an seine tote Mutter eine Rückkehr zum Folk wert („All Of Me Wants All Of You“) – während es 2015 eher an Eigenbrötlern wie Kevin Parker alias Tame Impala („Let It Happen“) oder John Frusciante alias Trickfinger („After Below“) war, der Welt zu präsentieren, zu welchen elektronischen Experimenten ehemalige Rockmusiker fähig sind.

Spotify-Playlist: Die 20 Lieblingssongs 2015 von Dennis Plauk