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2011 – Hardcore packt aus

2011 – Hardcore packt aus
Auch wenn der (Post)-Hardcore 2011 herbe Verluste einzustecken hatte – er konnte genau so viele neue Bands in den Vordergrund rücken, die vielversprechend in die Zukunft schauen können. Ein Blick zurück, der gleichermaßen nach vorne geht.

2011, du turbulenter Bastard. Du nimmst und gibst – und das gleichermaßen. Während also viele alte, stilprägende Helden von der Bildfläche verschwunden sind, das Handtuch geworfen haben oder in den vorübergehenden Ruhestand gegangen sind, betraten ebenso viele neue, großartige Bands brüllend das Spielfeld. Allen voran kommt man da wohl nicht an jenem Zusammenschluss an Bands vorbei, der gerne auch mal als ‚The Wave‘ bezeichnet wird und zu einer Art Bewegung geworden ist, die, anders als üblich im Hardcore, keine wirklichen Hoffnungen übrig lässt, sondern niemandem versprechen kann, ‚dass alles gut wird‘.

Die prominentesten Vertreter dieser Bewegung waren in diesem Jahr wohl Touché Amoré, La Dispute und Pianos Become The Teeth, die in diesem Jahr mit ihren jeweils zweiten Alben ordentlich Lärm gemacht und auch unsere Aufmerksamkeit stark auf sich gezogen haben. Nicht umsonst waren ‚Parting The Sea Between Brightness And Me‘ und ‚Wildlife‘ jeweils Platte des Monats und ‚The Lack Long After‘ immerhin Schönheit in VISIONS 225.

Touché Amoré – ‚Home Away From Here‘

La Dispute – ‚The Most Beautiful Bitter Fruit‘

Deren Kollegen Defeater standen nicht so sehr im Rampenlicht – hätten es jedoch ebenso verdient. Die Hardcore-Storyteller veröffentlichten Anfang des Jahres ihr zweites Album ‚Empty Days And Sleepless Nights‘, das in zehn wüste Hardcore-Ausbrüche und vier Akustikstücke geteilt ist und Teil eines großen Gesamtkonzeptes ist, das die Band verfolgt. Denn auf ihren beiden Alben und der ‚Lost Ground‘-EP erzählen Derek Archambault und Kollegen die tragische Geschichte einer Working-Class-Familie, die im von den Folgen des zweiten Weltkrieges geplagten Amerika Stück für Stück vor die Hunde geht.

Defeater – ‚Empty Glass‘

Ebenso erwähnenswert sind Bands wie Make Do And Mend, die sich eher an großen Vorbildern wie Hot Water Music orientieren oder die atmosphärischen Balance And Composure, die sich am Tresen sicherlich auch gut mit Thrice und Brand New verstehen würden. Doch mehr über die große Post-Hardcore-Welle erfahrt ihr von Britta Helm im großen Jahresrückblick in VISIONS 226, das am 28. Dezember das Licht der Kioske erblickt.

Make Do And Mend – ‚Transparent Seas‘

Balance And Composure – ‚Quake‘ (Live)

Denn neben all der Wellenhysterie konnte Hardcore 2011 auch noch weitere Bands und Alben hervorbringen, die in dem ganzen Trubel untergegangen sein könnten. Hier eine kleine Auswahl.

Beispielhaft dafür wären Letlive., die mit ihrem abgedrehten Post-Hardcore-Wahnsinn in diesem Jahr auf Epitaph ein Zuhause fanden. Zwar veröffentlichten Jason Aalon Butler und seine nach massiven Anlaufschwierigkeiten zusammengeformte Band bereits im letzten Jahr ihr Album ‚Fake History‘ auf Tragic Hero, jedoch wurde Brett Gurewitz darauf aufmerksam, brachte sie zu Epitaph und veröffentlichte dort die Neuauflage von ‚Fake History‘ mit drei weiteren Tracks.

Letlive. – ‚Casino Columbus‘

Fucked Up legten darüber hinaus mit ihrem Album ‚David Comes To Life‘ im Juni nach. Das Konzeptalbum ist in vier Akte und 18 Songs aufgeteilt, die im England der 70er und 80er Jahre angesiedelt sind, und erzählt die Geschichte vom titelgebenden Fabrikarbeiter David, der sich in die Gewerkschafterin Veronica verliebt.

Kurz vor ihrem Rücktritt als Vollzeitmusiker veröffentlichten Thrice ‚Major/Minor‘ und zeigten mit Songs wie ‚Yellowbelly‘, ‚Anthology‘ oder ‚Promises‘, dass sie eine unnachahmbare Instanz im Post-Hardcore sind, die sich von Album zu Album veränderte, ohne an Qualität zu verlieren oder seine Besetzung zu ändern. Denn die Leute, die ‚Major/Minor‘ geschrieben haben, sind noch immer die, die auch schon ‚Identity Crisis‘ oder ‚The Artist In The Ambulance‘ geschrieben haben. Genau so erging es Thursday die mit ‚No Devolución‘ jedoch die Lager eher gespalten haben und im November ihre Trennung bekannt gaben.

Darüber hinaus feierten die NYC-Hardcore-Urgesteine Sick Of It All ihr 25-jähriges Bestehen und bescherten sich damit ihr Jubiläumsalbum ‚Nonstop‘, auf dem sie ihre eigenen alten Hits neu einspielten.

Sick Of It All – ‚Built To Last‘

Außerdem veröffentlichten Title Fight nach acht Jahren des Bestehens und mehreren Seven-Inches ihr Debüt ‚Shed‘. Dabei nahm sie Szene-Ikone Walter Schreifels unter seine Fittiche und bescherte Jamie Rhoden, Ned Russin und Co. ein Debüt, das sich gewaschen hatte. Wer auf raue Kehlen und kratzige Gitarren steht und außerdem ein Herz für Bands wie Lifetime, Kid Dynamite oder Jawbreaker hat, der ist hier gut beraten. Ans Herz gelegt seien auch die beiden Videos zu ’27‘ und ‚Shed‘, die in wunderbarer VHS-Retro-Optik gedreht wurden.

Title Fight – ’27‘

Man sei gespannt, was mit dem Hardcore in der nächsten Zeit passieren wird. Denn trotz des Ablebens vieler Bands zeichnet sich eindeutig eine Tendenz nach vorne ab. Auf dem Weg sind Vorreiter eines neuen Stils und einer neuen Spielart, die auf Altem aufbauen und dabei trotzig nach vorne schauen, ohne sich um irgendwelche Konventionen zu scheren. Fakt ist: 2011 ist einiges in einem Genre passiert, das viele bereits als stagniert und einfallslos abtaten. Wir sind gespannt darauf, was 2012 passieren wird.

Ausblicke auf 2012 und den großen Rückblick auf 2011 – „Das Jahr, in dem nichts mehr heilig war“ – findet ihr in VISIONS 226, ab dem 28. Dezember am Kiosk.