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Blood Command im Interview über die Weltherrschaft und ihren Hass auf Bad Religion

Blood Command im Interview

Weltherrschaft im Trainingsanzug
Es ist noch gar nicht so lange her, dass Nikki Brumen Teil von Blood Command wurde. Die Australierin erfüllte sich einen lang ersehnten Traum, als sie 2022 nach Norwegen zog. Wie sie und Gitarrist Yngve Andersen das kreative Eis brachen, eine perfekte Welt für sie aussieht und welche Band sie im Hass vereint, erzählen beide im Interview zu ihrem neuen Album.
Nikki Brumen und Yngve Andersen von Blood Command (Foto: David Alraek)
Nikki Brumen und Yngve Andersen von Blood Command (Foto: David Alraek)

Nikki, du bist vor nicht allzu langer Zeit von Australien nach Bergen in Norwegen gezogen. Damals warst du ziemlich aufgeregt und vertrauensvoll, was deine Entscheidung angeht. Wie fühlst du dich über ein Jahr später, nachdem du Melbourne verlassen hast?

Nikki Brumen: Es war eine wilde Reise. Als ich das erste Mal nach Norwegen kam, blieb ich vier Monate lang. Ich lebte auf Yngves Couch und damals war es wie ein wahr gewordenes Märchen. Du weißt schon, ein neues Land, eine neue Band. Als ich dann offiziell umzog, das war am 20. Mai 2022, war es so aufregend. Es war etwas, das ich wirklich tun wollte. Aber die Erkenntnis, dass ich mein ganzes Zeug verkaufen und in ein neues Land ziehen muss, setzte sich durch.

Es war also nicht nur ein Höhenflug.

Nikki: Ich werde nicht lügen und sagen, dass alles wie im Rausch war. Für mich gab es viele Höhen und Tiefen, weil ich von meiner Familie und meinen Freunden in Australien getrennt war. Aber ich weiß, dass es die richtige Entscheidung war, und ich würde sie um nichts in der Welt ändern wollen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht dankbar bin, dass Yngve mich gebeten hat, der Band beizutreten, denn sonst wäre ich nie umgezogen. Und in meinem Herzen war es das, was ich wirklich wollte. Ich bin so stolz auf mich, dass ich es geschafft habe.

Die Zeiten waren damals sehr hart für euch. Weder Pagan noch Blood Command gab es noch. Ihr habt also eine Chance gesehen. Jetzt, zwei Alben später: Was denkt ihr über den Prozess, den ihr als Band gemacht habt?

Yngve Andersen: Mit jemand anderem zu arbeiten und zu schreiben, ist immer eine Herausforderung. Nikki ist die erste Sängerin, mit der ich wirklich befreundet bin, weil die anderen mich wirklich gehasst haben. Die Dynamik hat sich also drastisch verändert: von Hassen zu Lieben in der Band zu sein.

Wie war euer erster Kontakt miteinander?

Nikki: Zuerst Instagram, aber ich habe nie auf die Instagram-Nachricht geantwortet, also denke ich, dass die erste Interaktion technisch gesehen wohl der Facebook-Messenger war. Es war sowieso die einzige Möglichkeit mich zu erreichen, weil ich keine Instagram-Nachrichten von Leuten öffnen wollte, die ich nicht kannte.

Yngve: Wir haben uns angefreundet, bevor wir uns trafen – wie Online-Freunde. Ich hatte sowas vorher noch nie.

Nikki: Ich dachte immer, dass das nicht so gut funktionieren würde, weil die Leute online so tun können, als wären sie, was auch immer sie wollen. Aber es hat funktioniert. Wir haben uns also in der Minute, in der wir uns in Persona trafen, sehr gut verstanden. Wir hatten schon vorher über in Jahr eine Beziehung aufgebaut, indem wir uns online unterhalten und in dieser Zeit auch ein Album zusammen aufgenommen haben.

Yngve sagte, dass Blood Command in der Zukunft die Weltherrschaft anstreben. Wie würde die Welt dann aussehen?

Yngve: Eine perfekte Welt? Überall Frieden. Alle tragen Adidas, wir werden von Adidas gesponsort. Kostenlose Drogen für alle. Und es gibt keine beschissenen Bands wie Bad Religion und auch keinen Deathcore mehr, weil das furchtbar ist und diese Welt ruiniert.

Nikki: Das ist wirklich interessant an uns, oder? Wir lieben die gleiche Musik und wir hassen auch die gleiche Musik. Rein zufällig! Wir haben einen gemeinsamen Hass auf Metalcore, was schon sehr speziell ist.

Yngve: Vereint in Hass!

Wen liebt ihr denn und wen hasst ihr am meisten?

Yngve: Nickelback am meisten zu hassen, wäre zu einfach, oder? Ich bleibe bei Bad Religion.

Nikki: Dem schließe ich mich sehr gern an. Und am meisten lieben? Wahrscheinlich Refused, oder?

Yngve: Oh ja, gerade „The Shape Of Punk To Come“.

Warum ist der Hass auf Bad Religion so groß?

Yngve: Wir kommen gerade aus einem anderen Interview, in dem sie über Bad Religion gesprochen haben. Wir werden dauernd mit denen verglichen und ich weiß, dass es positiv gemeint ist, aber ich fühle mich beleidigt. Wir mögen deren Musik nicht mal.

Nikki: Wir beide mögen Bad Religion nicht, ist schon lustig, dass wir mit ihnen verglichen werden.

Apropos Musik. Euer neues Album „World Domination“ kombiniert Elemente aus unterschiedlichen Genres. Wie kam es dazu?

Yngve: Es steckt kein großer Plan dahinter, denn ich liebe diese Art von Musik. Ich stehe auf sowas und wollte es einfach machen. Also ich will jetzt nicht wieder Bad Religion mit hereinziehen, aber die haben die gleichen Songs – 500 Mal. Das ist nichts für mich. Wenn ich mir Bands anhöre, möchte ich herausgefordert werden.  Mit unterschiedlichen Elementen: Da ist Techno, da ist etwas Jazz. Sowas hält mich die ganze Zeit auf Trab. Genau das möchte ich unseren Zuhörer:innen bieten. Ich gebe natürlich einen Scheißdreck darauf, weil wir einfach das tun, was wir wollen. Aber es macht Spaß, Leute zu schocken. Es ist eines meiner Hobbys.

Nikki: Und ich denke auch, dass es bei Blood Command immer darum ging, sich gegen das zu stellen, wie Hardcore normalerweise aussehen sollte. Und das ist genau das, was diese Platte macht. Einfach mal die Regeln brechen.

Es gibt also kein Geheimnis, wie man die Elemente in Einklang bringt?

Nikki: Nun, die meisten Songs waren sehr kurz und es gibt auch ein paar lange, aber sie waren alle heavy. Als wir also die Texte zusammenschrieben, dachten wir tatsächlich, dass es wirklich schön wäre, einen langsameren Song zu haben. Es steckte also ein bisschen Absicht dahinter, denn wir wollten dem Ganzen ein bisschen mehr geben – Musik, die wir wirklich mochten, um dem ganzen Licht und Schatten zu verleihen.

„It’s Not Us, It’s Them“ ist der kürzeste Song auf dem Album mit nur 27 Sekunden. Gibt es einen bestimmten Grund, dass viele Songs nur eine Minute oder kürzer sind?

Yngve: Das liegt einfach daran, dass ich auf Grindcore stehe. Ich bin Hardcore, und das ist auch ein Charakterzug dieses Genres. Ich möchte, dass Bands früh auf den Punkt kommen. Sieben Songs, die dann zehn Minuten gehen? Verpiss dich. Ich habe keine Zeit für sowas. Ich mag es, wenn man direkt auf den Punkt kommt und meine Aufmerksamkeitsspanne ist auch sehr kurz.

Wenn ihr eure drei besten Songs auf „World Domination“ nennen müsstet. Welche würden das sein? Und warum?

Nikki: Mein Favorit wäre wohl „The Plague On Both Your Houses“. Das ist ein persönliches Lied für mich. Das war das erste Mal, für das Yngve und ich gemeinsam den Text geschrieben haben. Nicht nur das, es war auch das erste Lied, das ich mit jemand anderem geschrieben habe. Das ist also sehr sentimental für mich. Er hat mir auch erlaubt, mir das Herz auszuschütten. Es ging um einen Ex-Freund von mir – das ist immer mein Lieblingsthema. Auf Platz zwei ist „Decades“. Dieser Song hat einen anderen Stil als das, was die Leute bisher von Blood Command kennen. Es gibt immer Pop-Elemente in unseren Songs, aber ich liebe den elektronischen Stil, den wir gewählt haben. Auch lyrisch ist der Song toll. Und Platz Drei wäre für mich „The Band With Three Stripes“, allein schon wegen des Songtitels. Ich glaube, das ist das Cleverste, was uns je eingefallen ist.

Yngve: Mein Favorit wäre „Losing Faith“. Ich liebe traurige Cowboy-Songs. Dann „Forever Soldiers Of Esther“, weil es von meiner Mutter handelt. Ich mag auch „Decades“ sehr. Das ist neu für uns – kein Schlagzeug, keine Gitarren, nur Synthesizer und Programming. Das war lustig.

Wie bleibt ihr, gerade bei solchen Themen, im kreativen Fluss?

Yngve: Wir kommen zusammen, trinken was und nehmen …

Nikki: … Drogen. Wir sind beide Songwriter, die immer aus einer persönlichen Position herausschreiben. Wir haben auch zusammen Musik gehört, uns von anderen Künstler:innen inspirieren lassen. Nicht, um sie zu kopieren, aber einfach um in die Stimmung zu kommen, über etwas zu schreiben, das etwas bedeutet. Abgesehen von den Drogen und dem Trinken.

Yngve: Und wir haben auch Filme geguckt!

Was für Filme habt ihr denn geguckt?

Yngve: Oh, zuerst „Independence Day“. Dann „A Serbian Film“. Das hat dann das Eis ziemlich gebrochen. Dann war da auch nicht mehr viel Barriere zwischen uns.

Welche Musik hat euch dann inspiriert?

Nikki: Wir haben tatsächlich eine Playlist zusammen gemacht. Das hat einige der Songs auf „World Domination“ inspiriert. „Star Shopping“ von Lil Peep war da etwa drauf. Der Titelsong ist stark davon inspiriert.

Wenn euer jüngeres Ich euch heute sehen würde, was würde sie/er denken?

Yngve: Ich wäre verdammt schockiert, wenn ich wüsste, was ich tun würde. Ich habe alle meine Helden getroffen. Ich habe alles getan, was ich tun wollte. Ja, ich wäre wirklich begeistert.

Nikki: Ich wäre einfach überglücklich. Glücklich, dass ich geschafft habe, was ich geschafft habe. Es war immer ein Traum, auf der Bühne zu stehen und um die Welt zu touren – und in Norwegen zu leben. All das habe ich erreicht. Also wäre ich einfach nur stolz und glücklich.

 

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