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Scott Holiday von Rival Sons im Interview zu "Lightbringer"

Rival Sons im Interview

Dresscode: Schwarz-Weiß
Vier Monate nach „Darkfighter“ vollenden Rival Sons mit dem Geschwisteralbum „Lightbringer“ eine von vornherein gedachte Balance zwischen Licht und Schatten. Gitarrist Scott Holiday über Yin-Yang-Erfahrungen, KI-Kunst und die passende Kleidung zu jeder Gelegenheit.
Rival Sons (Foto: Patrick Skoglöw)
Rival Sons (Foto: Patrick Skoglöw)

Scott, „Lightbringer“ beginnt mit einem Song, der so heißt wie das Album davor: „Darkfighter“. Wie setzt man eine gemeinsame Naht auf die schönen und üblen Seiten des Lebens?

Scott Holiday: Das ist für alle von uns eine zentrale Herausforderung im Leben, nicht wahr? Wir befinden uns ständig auf einer Achse zwischen zwei Polaritäten. Dabei können wir positiv oder negativ aufgeladen sein, wie Ionen. Im besten Fall erkennen wir, dass wir eine Wahl haben. In den meisten Situationen, vielleicht sogar in allen.

Rival Sons gelten als eine Art ökumenische Rockband, in der verschiedene Weltbilder nebeneinander existieren. Was ist euer gemeinsamer Standpunkt?

Im Kern sagt jede spirituelle Denkrichtung aus, dass es Gegensätze gibt, aber dass man sie auch überwinden kann. Niemand von uns kann davor weglaufen, negative Erfahrungen zu machen. Schmerz und Frustration sind Bestandteile des Lebens. Aber aus den Lektionen, die wir dabei lernen, entsteht oft etwas Positives.

Jay Buchanan singt auf „Lightbringer“ über Motive wie Gnade, Vergebung und den Sieg über die Dunkelheit in sich selbst. Zumindest wirkt das so auf mich.

Der „Darkfighter“ ist der Teil in uns, der mit negativen Erfahrungen von außen resoniert. Wir sehen uns gerade kollektiv mit gigantischen Abwärtsspiralen konfrontiert: politische und gesellschaftliche Krisen, wirtschaftliche Talfahrten, die über allem schwebende Gefährdung unserer Lebensgrundlage. Probleme gab es immer, aber diese Gleichzeitigkeit hat eine neue Qualität. „Darkfighter“ steht für den emotionalen Zustand dahinter.

Was kann ein „Lightbringer“ da ausrichten?

Folgendes: „Darkfighter“ – der Opener des Albums – drückt die Gefühle eines Triumphs über sich selbst aus. Depression, Angst und der Missbrauch von Pharmazeutika sind stille Epidemien unserer Zeit. Man sollte es jedes Mal ausgiebig feiern, wenn man es schafft, sich davon zu befreien.

Wie habt ihr Musik aus dieser Erfahrung gemacht?

Wir kosten das euphorische Gefühl in dem Song richtig aus. Mit neun Minuten ist er ja schon fast eine Rockoper. Ich mag den Begriff nicht so, aber „Darkfighter“ ist ein ziemlich großes Stück Musik für unsere Verhältnisse.

Welche Informationen habt ihr eurem bewährten Coverdesigner Martin Wittfooth für die Alben an die Hand gegeben?

Martin hat genau wie bei „Hollow Bones“ und „Feral Roots“ die Songs und Albumnamen von uns bekommen. Eine Sache ist aber diesmal ganz anders gelaufen. Ich denke, dass wir gerade einen historischen Umbruch mit dem rasenden Fortschritt Künstlicher Intelligenz erleben. Wohin sich das alles entwickelt, das kann keiner absehen. Jedenfalls haben wir Martin gebeten, das Cover von „Darkfighter“ mithilfe von KI-Software zu gestalten und das für „Lightbringer“ als eine menschliche Erwiderung darauf, also klassisch von Hand gemalt. Unser Management hat zuerst Vorbehalte gehabt, uns das in Interviews erzählen zu lassen. Na ja. Deshalb tun wir es erst jetzt.

Warum?

Künstlerisch betrachtet ist der Ansatz nachvollziehbar und total interessant. Aber die rechtliche Ebene von KI-erzeugter Kunst ist noch weitgehend ungeklärt. Es gab Bedenken seitens des Managements, dass irgendjemand die Verletzung seines geistigen Eigentums einklagt. KI agiert nämlich noch nicht komplett eigenständig, sondern erschafft Bilder auf der Basis von existierenden Bildern. Die Klagen sind ausgeblieben, aber das Thema bleibt vielschichtig und kontrovers.

Rival Sons (Foto: Patrik Skoglöw)

Kunst, Musik und Mode scheinen für dich immer Hand in Hand zu gehen. Zumindest zählst du den am besten gekleideten Musikern in der ganzen Branche. Seit wann ist das so?

Ich war immer schon ein Anhänger davon, mich so zu kleiden, wie es dem Anlass angemessen ist. Das hilft mir, mich voll auf eine Sache einzulassen. Wenn man Gartenarbeit macht, dann zieht man entsprechend altes Zeug an, oder? Am Strand hat man mehr Spaß, wenn man locker und luftig angezogen ist. Und wenn man mit seinem Partner zum Abendessen geht, dann zieht man sich etwas Besonderes an. Jede Arbeit, jede Tätigkeit, jede Erfahrung hat ihre eigene Kleidung. Das ist auf der Bühne nicht anders. Mich persönlich bringt die richtige Kleidung in die richtige Stimmung.

Hast du diesbezüglich Vorbilder in der Musikwelt?

Dutzende. Für mich hat Kleidung oft das Gesamtbild einer Band vervollständigt. Der junge, laszive Robert Plant mit engen Jeans und offenem Hemd – das hat mein Bild von Led Zeppelin entscheidend definiert. David Bowie hat ein ganzes Universum von Identitäten durch seine Kleidung erschaffen. Er war ein Meister darin.

Wie triffst du deine Kleidungsauswahl?

Meine Kleidung soll so aussehen, wie unsere Musik klingt. Die klingt traditionsbewusst, verändert sich aber trotzdem immer. Ich bekomme allerdings professionelle Inspiration vom Modedesigner Ray Brown, der mir und Jay immer wieder tolle Sachen maßschneidert.

Behältst du nach einer Tour deine Outfits? Da müssten inzwischen einige Kleiderschränke voll sein.

Die meisten. Vorausgesetzt, mein Sohn bedient sich nicht an den Sachen. Dann sind sie nämlich für immer weg.

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