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Incubus: Brandon Boyd im Interview über "Morning View XXIII" und das nächste Album

Incubus im Interview

Zurück in die Zukunft
Mit “Morning View” vollziehen Incubus 2001 die Metamorphose vom Crossover zum Alternative Rock. 20 Jahre später nehmen sie sich der Songs auf der Neuaufnahme “Morning View XXIII” noch einmal an. Frontmann Brandon Boyd spricht über die Rückkehr zu längst vergangenen Emotionen und Orten – und blickt voraus auf die Zukunft seiner Band.
Incubus (Foto: Shawn Hanna)
Incubus (Foto: Shawn Hanna)

Brandon, im Mai habt ihr “Morning View XXIII” veröffentlicht, vor 23 Jahren ist das Album erstmals erschienen. Wie war es, zu den Songs zurückzukehren?

Brandon Boyd: Es war eine interessante Erfahrung. Wir haben bereits zum 20-jährigen Jubiläum mit der Idee gespielt, uns dem Album noch einmal zu widmen, aber das lag mitten in der Pandemie, die Möglichkeit für ein richtiges Jubiläumskonzert fiel also ins Wasser. Stattdessen sind wir zu dem Ort in Malibu zurückgekehrt, wo wir “Morning View” vor 20 Jahren aufgenommen hatten und haben dort ein Livestream-Konzert gespielt. Anschließend haben wir darüber nachgedacht, das Ganze als Livealbum zu veröffentlichen und haben es auch mischen lassen. Es war gut, aber nicht herausragend. Ich hatte das Gefühl, dass es besser wäre, wenn wir alles noch einmal richtig aufpolieren und erst dann veröffentlichen würden. Wozu es dann auch gekommen ist.

Wie waren die Reaktionen auf die Neuveröffentlichung?

Man verändert etwas, was Millionen von Menschen kennen, womit sie Dinge verbinden. Es hängt also ein hohes emotionales Gewicht daran. Einige wollten die neuen Versionen von vornherein nicht mögen, weil sie nicht verstanden haben, warum wir so etwas überhaupt tun, schließlich ist mit den Originalaufnahmen nichts falsch.

Live kommen die Songs aber weiterhin sehr gut an.

Ja, wir haben in den vergangenen Wochen zehn Stadionkonzerte in den USA gespielt, alle waren schnell ausverkauft. Wir hatten in den vergangenen Jahren zum Glück immer ein recht gut laufendes Live-Business, aber dieses Mal fühlte es sich anders an, eben weil wir dieses Album komplett spielen.

Wie fühlt es sich an, das Album in Gänze live zu spielen?

Es macht viel Spaß. Man weiß immer, dass man eine gute Show hatte, wenn es schon fast zu schnell vorbeigeht. Aktuell spielen wir ein knapp zweistündiges Set: einmal das komplette Album und dann noch knapp 40 Minuten, die wir mit anderen Songs füllen. Und jeden Abend kommen wir von der Bühne und fragen uns: „Wie lange haben wir überhaupt gespielt?“ Es fühlte sich an, als wären wir gerade mal 45 Minuten da oben gewesen. Und man hat bemerkt, dass es dem Publikum auch so ging.

Ihr seid für die Neuaufnahme und den Livestream 2020 zurückgekehrt ins Stern-Haus in Malibu, wo ihr Anfang der 2000er das Album aufgenommen habt. Wie war es, dorthin zurückzukehren?

Es hat Spaß gemacht, aber es war auch seltsam. Wenn man das Stern-Haus nur von außen sieht, denkt man, dass es eine Villa direkt an den Klippen am Meer ist. Was man allerdings nicht sieht, ist, dass sie langsam in sich zusammenfällt. Das ging schon los, als wir 2000 dort waren. Aber das war noch okay, weil man keine Angst haben musste, etwas kaputtzumachen. Als wir 2021 zurückkehrten, sah alles noch genau so aus, wie wir es hinterlassen hatten. Es war wie ein eingefrorener Moment in der Zeit. Mich haben in dem Augenblick, als wir reingekommen sind, die gleichen Emotionen wieder eingeholt wie vor 20 Jahren. Und es ist ziemlich seltsam, wenn einen mit Ende 40 die gleichen Emotionen einholen wie zwei Jahrzehnte zuvor.

»Ich finde es super, dass unsere Bassistin Nicole Row an dem Album mitwirken konnte. Sie war noch ein Kind, als ›Morning View‹ rauskam.«

Brandon Boyd

Was macht “Morning View” so besonders?

Wir haben uns damals keinen Druck gemacht, um an den Erfolg [des Vorgängeralbums] “Make Yourself” anzuknüpfen. Aber ab dem Moment, in dem wir alles in die Villa geräumt hatten, fühlte es sich an, als hätten wir Rückenwind. Das hat sich auch aufs Songwriting und auf die Aufnahmen übertragen.

Apropos: Bei den Neuaufnahmen habt ihr einige Details hinzugefügt. Wie kam es dazu?

Das ist auf natürliche Weise entstanden. Wir spielen die Songs seit über zwei Jahrzehnten relativ unverändert, aber bei einigen haben wir kleinere Arrangements eingebaut. Die Sache mit Songs ist, dass sie mit der Aufnahme wie in Stein gemeißelt zu sein scheinen; erst wenn man sie live spielt, werden sie wieder lebendig. Was man jetzt also auf der Neuaufnahme hört, sind wirklich wir. Wir haben die Songs auf eine lange, aufregende Reise genommen und sind bei diesen Versionen angekommen, die aber immer noch sehr nah am Original sind. Etwa “Echo” läuft auf dem ursprünglichen Album einfach aus, aber über die Jahre haben wir es live zu einem großen Crescendo entwickelt, das jetzt Teil des Albums geworden ist. Hätten wir das Album bereits fünf oder zehn Jahre nach der Veröffentlichung neu aufgenommen, würde es ganz anders klingen. Also ist es auch gut, dass wir so lange gewartet haben.

Gibt es ein bestimmtes Detail in der Neuaufnahme, das dir besonders am Herzen liegt?

Es hat insgesamt einen deutlich besseren Klang, einfach weil sich die Aufnahmetechnologie stark verbessert hat. Ich finde aber vor allem super, dass unsere neue Bassistin Nicole Row an dem Album mitwirken konnte. Sie war noch ein Kind, als “Morning View” herauskam, deswegen ist es so witzig, dass sie jetzt dabei ist. Aber sie hat einen fantastischen Job gemacht.

Row unterstützt euch bereits seit einiger Zeit live. Wie war es jetzt, mit ihr im Studio zu sein?

Einer der Gründe, warum es so viel Spaß gemacht hat – abgesehen davon, dass Nicole eine phänomenale Bassistin ist – ist, dass sie mit frischem Gehör und einem frischen Blick auf das Ganze schauen konnte. Wir anderen waren voreingenommen, weil wir bereits so viele Jahre mit den Songs verbracht haben. Nicole dagegen hatte mit ihnen bislang noch nicht so viel zu tun, außer dass sie sie vielleicht mal gehört hat. Zu sehen, wie sie die Songs zu spielen lernt und sie mit ihrem eigenen Stil verbindet, war toll.

Sie hat auch Teile des Hintergrundgesangs übernommen, richtig?

Sie und ich gemeinsam, genau. Auf allen bisherigen Incubus-Alben habe ich den Großteil des Hintergrundgesangs übernommen und versucht, verschiedene Texturen zu erschaffen und Stimmen zu imitieren, darunter weibliche oder sehr tiefe. Live hat unser ehemaliger Bassist Ben [Kenney] die Parts übernommen. Als Nicole Teil der Band wurde, haben wir bemerkt, dass sie eine schöne Gesangsstimme hat – es passte also perfekt. Ich habe also weiterhin eine weibliche Stimme imitiert, aber Nicole konnte mich dabei unterstützen. Wir haben unsere Stimmen kombiniert und eine wunderschöne neue Textur erschaffen.

Euer bislang letztes Album ist 2017 erschienen, ihr weist in letzter Zeit aber immer wieder darauf hin, dass wir bald etwas Neues von euch zu hören bekommen. Wie läuft es im Studio?

Es läuft super. Wir kommen langsam an den Punkt, an dem man von einem vollwertigen Album sprechen kann. Wir haben uns einfach in die Arbeit gestürzt und noch gar nicht das gesamte Material gesichtet. Aber ich merke, dass wir langsam ans Ende dieses Prozesses kommen und immer häufiger zu einzelnen Songs zurückkehren und kleinere Details anpassen. Ich hoffe, dass wir bis zu den Shows im Frühjahr bereits ein oder zwei Singles veröffentlicht haben und einige neue Songs live spielen können.

Welchen Sound können wir erwarten?

Es klingt nach Incubus. [lacht] Wirklich, die Songs sind dermaßen unser Stil, dass ich es so explizit sagen muss. Es gibt einige Momente, die einen hohen Wiedererkennungswert haben, etwa sehr auffällige Ideen von Mike [Einziger] an der Gitarre. Es klingt aber auch alles frisch und neu, was genau das ist, was ich mir erhofft habe. Ich hoffe immer, dass wir mit der Musik neues Terrain erkunden können. Auch hier muss ich noch mal Nicole erwähnen, weil es viel Spaß gemacht hat, mit ihr im Studio zu sein. Es ist das erste Mal, dass sie ganz neues Material mit uns schreibt und aufnimmt. Sie hat eine Wahnsinnsenergie. Ich freue mich sehr darauf, dass die Leute das alles bald zu hören bekommen.

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