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Aydo Abay über Songs, die jede:r kennen sollte, aber nur Nerds kennen

10 Songs mit...

Aydo Abay von Musa Dagh
In unserer Rubrik „10 Songs mit…“ stellen Musiker:innen zehn Songs zu einem Thema zusammen und erzählen, was diese ihnen bedeuten. Heute mit Musa-Dagh-Frontmann Aydo Abay und zehn Songs, die jede:r kennen sollte, aber nur Nerds kennen.
Musa Dagh (Foto: Christop Eisenmenger)
Musa Dagh (Foto: Christop Eisenmenger)

01. Yoo Doo Right – „Presto, Presto, Bella’s Dream“

Es gab in den letzten Jahren erstaunlich viele Bands, die Musik wie diese machen. Instrumentale Banger mit ganz viel Melodie und Verve. Da alle Sänger:innen jetzt in die Castingshows rennen, fehlen Bands wie Yoo Doo Right der oder die eventuelle Gesangskünstler:in. Nicht das wirklich etwas fehlen würde. Wahrscheinlich würde der Gesang dem Konzept die Lockerheit nehmen. Oft braucht es keine Worte. Sondern nur einen Flow.

02. Psychic TV – „The Orchids“

Hier absolute Verwunderung über die monatlichen Hörer:innen auf Spotify. Wahrscheinlich ist es ein Vinyl-Thema. Die Geschichte von Genesis P-orridge ist so faszinierend wie verstörend. Wie weit Mensch für die Liebe geht, ist manchmal bizarr. Diese Besessenheit, die er/sie/es in Bezug zu seiner Liebe auslebt, ist wirklich krass, aber irgendwie auch schön. Und so verhält es sich auch mit der Musik von Psychic TV. Die Ursprungsband Throbbing Gristle und der andere Ableger derer, Coil sind ebenfalls absolute Empfehlungen. Es wird immer probiert, immer gesucht, selten gefunden. Das ist toll, weil es genau so ist!

03. Ezra – „Garten Meiner Fantasie“

Ein ganz seltsames Lied, welches mir ganz große Freude bereitet. Ich schätze, dass ich es das erste Mal bei Stephan Glietsch und Suzie Kerstgens bei unserem jährlichen Weihnachtsessen gehört habe. Es hat diesen Charme der Lieder, die immer zu Silvester im ZDF liefen, in denen komisch angezogene Menschen mit hippen Frisuren wild dazu getanzt haben. Textlich und gesanglich erinnert das natürlich an Hildegard Knef. Textlich will es unbedingt zweideutig, anzüglich sein. Die hohe Kunst eines jeden Texters. Ich bin mir nicht sicher, ob das geklappt hat. Das entscheidet bitte jeder für sich.

04. Crack Cloud – „Criminal“

Crack Cloud ist ein Künstler-Kollektiv aus Canada und war die erste Band, die ich während des ersten Lockdowns für mich entdecken konnte. Damals war gerade ein Album erschienen, welches die ersten beiden EPs zusammenfasste. Noch sehr viel Song im System. Mittlerweile sind zwei weitere Alben erschienen und die Strukturen lösen sich immer weiter auf. Zuletzt erschien „Tough Baby“, welches nicht in Gänze überzeugt, aber dieses Lied ist stark. Kollektive lösen sich meistens relativ schnell auf. Kann sein, dass es nur eine Momentaufnahme dieser Zeit bleibt. Trotzdem gehört das gehört. Hoffe, Ben von Popanz bucht die irgendwann vor Auflösung nach Köln. Berlin geht auch.

05. Springtime – „Will To Power“

Gareth Liddiard ist eine Legende. In den 90ern Gitarrist der fantastischen The Drones aus Australien. Kenne ich mich nicht so gut mit aus, weiß aber, dass Thomas Götz das natürlich damals schon gefeiert hat. Er hat nur gelacht, als ich mit Tropical Fuck Storm ankam. Die Formation kennen einige sicher. Die hat er dann 2017 gegründet und bisher zwei fantastische und ein okayes Album veröffentlicht. „Springtime“ wiederum scheint ein Corona-Projekt von Liddiard mit Mitgliedern von The Necks und The Dirty Three zu sein. Dieser Song ist Wahnsinn. Das Album in Gänze klingt wie ein gutes Corona-Album.

06. Mario Batkovic – „Primordium Finale“

Das erinnert mich ganz doll an Steve Reich und alles, was mich ganz doll an Steve Reich erinnert, ist meistens gut. Ich mag das repetitive Spiel mit Tönen und das wird hier meisterlich zelebriert. Es klingt nach einem Akkordeon. Wird wahrscheinlich auch eins sein. Kann man sich auf jeden Fall anhören und Dinge wie Steuererklärungen erledigen. Da das alle machen müssen, dürfen das auch ruhig mehr Leute hören.

07. Not The Twos – „Haha“

Ich hab überhaupt keine Informationen über die Band. Das war wohl die erste Single. Mittlerweile gibt es eine weitere. Die ist auch nicht schlecht. Dieser Song besticht durch einen stoischen Beat, einfache Melodien, einfacher Text. Hier wird viel wiederholt. Warum auch nicht? Manchmal braucht es nicht mehr.

08. Silverbacks – „Wear My Medals“

Das ist eine dieser Bands, in die ich mich immer sofort nach wenigen Takten verliebe und hoffe in einer Welt zu leben, in der solche Musik ganz viele Menschen glücklich macht. Dann kommt immer der große Traum dazu, dass sowas wie Nirvana noch einmal passiert und ich wieder dabei sein darf. Diesen Traum träume ich tatsächlich seit über 30 Jahren immer wieder mal. Ist leider seitdem immer noch nicht wieder passiert. Musikalisch hat das nichts mit Nirvana nichts zu tun, aber es hat diesen Vibe und den mag ich. Der macht mich glücklich. Wie Socken mit Flamingos drauf.

09. Television Personalities – Scream Quietly

Ich war erschrocken, als ich sah, dass das auch nur knapp 60000 Leute monatlich auf Spotify hören. Nicht, dass Zahlen in diesem Kontext wichtig wären (außer für den Irren aus Tötensen), aber da geht doch mehr. Diese Band aus dem näheren Umfeld von Oasis ist das coolste, was Britpop konnte. Nicht, dass ich den anderen Bands Coolness absprechen wollen würde, aber ich glaube, keine dieser Bands war cooler als Televison Personalities. Und sie haben Hits ohne Ende. Hier ist einer davon. Man darf sich gerne mit dem Gesamtwerk beschäftigen und dazu das fast autobiografische Buch „Dreamworld“ lesen. Das macht Fun.

10. Tigermilch – „Liane W.“

Diesen Song hat Moses Schneider produziert und Friedrich Paravincini hat die unglaublichen Streicher arrangiert. Wir waren mit den Gesangsaufnahmen für „No Future“ beschäftigt und zwischendurch kamen immer wieder neue Versionen oder Mixe von diesem Song rein. Ich hab mich ad hoc in den Song verliebt. Da ist so viel Tiefe, Schmerz und Kraft. Irre. Ich hab dann noch versucht, mehr von der Band zu hören. Das ist komplett anders und lässt mich mit ganz vielen Fragezeichen zurück. Egal. Diesen Song müssen alle Menschen hören

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