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    Courtney Barnett
    Lotta Sea Lice (mit Kurt Vile)

    VÖ: 13.10.2017 | Label: Marathon Artists/Rough Trade
    Text: Martin Burger / Dennis Drögemüller
    Courtney Barnett - Lotta Sea Lice (mit Kurt Vile)

    Vier-Ohren-Test

    Der redseligen Barnett und dem Slacker Vile zuzuhören, entspannt und stimuliert gleichermaßen. Früher haben Verlage prominenter Literaten gerne deren Briefwechsel publiziert, um so bisher unbekannte Facetten aufzuzeigen, die guten Freunde Kurt und Courtney haben gleich ein Album aufgenommen. Die Australierin bringt ihre Wortgewandtheit seit jeher in ihren sympathischen Indierock ein, Vile hingegen erzählt gleichmütig einfach, was ihm so widerfährt. Gemeinsam haben beide einen Hang zum Jammen, wie etwa die Hälfte von Barnetts formidablem Debüt „Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit“ zeigt, auf „Lotta Sea Lice“ ist sie dank Vile allerdings näher dran an ihren frühen EPs und späteren Singles, die gerne vom Nahrungsmittelkonsum handeln. Wenn sie und er sich mit „Outta The Woodwork“ und „Peeping Tom(boy)“ gegenseitig covern, klingt das kumpelhaft. Hauptsächlich dengeln sie durch fünf Eigenkompositionen, deren Texte wohl auf Mailwechseln basieren und im Umgang mit den Banalitäten des Alltags eine gewisse konfuzianische Einstellung offenbaren. Das hat das aktuelle Album von Barnetts Partnerin Jen Cloher nicht geschafft, obwohl es darauf ähnlich gemächlich zur Sache ging. Ihr Song „Fear Is Like A Forest“ und das Belly-Cover „Untogether“ unterstreichen in Duo-Versionen nochmal den Eindruck eines Wochenendausflugs mit den Familien, bei dem zur Abendunterhaltung eben geschrammelt wird, anstatt den Fernseher anzumachen. Öde findet das nur, wer selbst öde ist.
    8/12 Martin Burger

    Die neue Traum-Zusammenarbeit des Schluffi-Indie entpuppt sichrchrchrchr – ‚tschuldigung, weggenickt. Dass zwischen Melbourne und Philadelphia so viele Flugmeilen liegen und die Freunde Barnett und Vile sich so selten sehen, rechtfertigt nicht diesen als Album fehldeklarierten, unterdurchschnittlichen Kumpel- und Familien-Jam. Der Respekt vor der Kunst des anderen scheint beide völlig gelähmt zu haben – statt Giganten des lässig Intimen und Virtuosen an der Gitarre hört man auf „Lotta Sea Lice“ oft fußlahm in den Indierock hinkenden Country-Schmonz wie die Leadsingle „Over Everything“ oder das Belly-Cover „Untogether“. Was umso erstaunlicher ist, weil Barnett und Vile die fünf neuen der insgesamt neun Songs nicht gemeinsam geschrieben, sondern sich aufgeteilt haben – irgendwie ist es ihnen dennoch gelungen, sich gegenseitig kreativ zu bremsen. Ohne Mehrwert stehen hier zwei künstlerische Handschriften beieinander und finden nicht mal beim wechselseitigen Covern zusammen: Vile treibt Barnetts „Outta The Woodwork“ den 60s-Charme zugunsten von nöligem Bob-Dylan-Country aus, die verwandelt Viles raunenden „Peeping Tom(boy)“ in eine funkelnde Solo-Akustiknummer in der Tradition von Nick Drake – solide, nicht mehr. Da ist man froh, wenn in „Fear Is Like A Forest“, einem Song von Barnetts Partnerin Jen Cloher, mal richtig die E-Gitarre vorne im Geschunkel die Muskeln spielen lässt. „Lotta Sea Lice“ dokumentiert ansonsten vor allem: Eins und Eins kann auch deutlich weniger als zwei ergeben.
    4/12 Dennis Drögemüller

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