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    Thrice
    To Be Everywhere Is To Be Nowhere

    VÖ: 27.05.2016 | Label: BMG/Warner
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 279
    Platte des Monats
    Thrice - To Be Everywhere Is To Be Nowhere

    Thrice wirken so frisch, als wären sie nie weg gewesen – „To Be Everywhere Is To Be Nowhere“ entpuppt sich als musikalisches Destillat der Bandgeschichte: Hymnischer Alternative trifft auf pumpenden Posthardcore und schwere Grooves.

    Zugegeben: Es ist nicht korrekt, von einer Reunion zu sprechen. Zwar ist der Vorgänger „Major/Minor“ schon fünf Jahre alt. Aber dass die Band wieder zusammen Musik machen würde, stand laut Frontmann Dustin Kensrue außer Frage: „Bis jetzt hat nichts geschafft, uns auseinanderzubringen. Ich bezweifle also, dass es mittlerweile überhaupt noch möglich ist.“ Glück für uns. Obwohl die Band mit ihrem achten Album teilweise neues Terrain betritt, etwa mit dem relativ unbekannten Produzenten Eric Palmquist (The Mars Volta, Trash Talk, Wavves), bleibt sie sich stilistisch treu. Das Intro von „Hurricane“ mag wie eine wabernde Version des Pixies-Hits „Where Is My Mind?“ klingen, so spielt 90er-Indierock auf „To Be Everywhere…“ maximal in der Einstellung von Gitarrist Teppei Teranishi zu Schema-F-Melodien eine Rolle.

    Weitaus größeren Raum nimmt sein Zusammenspiel mit den wuchtigen Schlagzeugparts von Riley Breckenridge ein, der die Band in „Blood In The Sand“ in die stürmische Richtung früherer Platten wie „Vheissu“ jagt, hauptsächlich aber schleppende Midtempo-Rhythmen unter Teranishis unkonventionelle Riffs schiebt. Die speisen sich aus Alternative und Posthardcore, und im Fall des Schlussparts des an die Vorgängerplatte erinnernden „Wake Up“ auch mal aus brachialem Post Metal. Dabei verliert Teranishi nie die hymnischen Momente aus den Augen, wie man sie in den satten Refrains der bereits erwähnten Tracks „Blood On The Sand“ und „Hurricane“ präsentiert bekommt, die dank Kensrues Gesang beinahe im gut sortierten Alternative-Radio laufen könnten. Dagegen spricht allerdings, dass die Band sich so explizit politisch äußert wie noch nie. Knapp die Hälfte der Songs auf „To Be Everywhere…“ schneiden Themen an, die man abseits von Szenen wie Punk und Hardcore gerne unter den Tisch fallen lässt: die US-amerikanische Außenpolitik und ihr Fokus auf die eigene Bereicherung („Black Honey“), die Konflikte im Nahen Osten („Blood On The Sand“), die Banalisierung von kriegerischen Auseinandersetzungen durch moderne Waffentechnik („Death From Above“) oder den Skandal um Edward Snowden („Whistleblower“).

    Dank dieser begrüßenswerten Haltung verzeiht man der Band auch mittelpeinliche Ausrutscher wie die 30-Seconds-To-Mars-Stadionschnulze „Stay With Me“. Dafür sorgt nicht zuletzt auch Kensrues eindrucksvoll nuancierter Gesang, der in „Black Honey“ an Brand News Jesse Lacey und im geschrienen Schlussteil von „Blood On The Sand“ an galligen Hardcore erinnert. Trotz der unterschiedlichen Einflüsse präsentieren Thrice eine Platte wie aus einem Guss und machen den Spannungsbogen vom unterschwelligen Zorn im Opener zum beinahe sakralen letzten Track „Salt And Shadow“ greifbar, der mit dezenter Electronica und zurückgenommenen Aufbau an Kensrues ruhigere Soloplatten erinnert. Die Erkenntnis, die am Ende bleibt: Thrice haben immer noch kein schlechtes Album veröffentlicht.

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