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    Them Crooked Vultures
    Them Crooked Vultures

    VÖ: 13.11.2009 | Label: Sony
    Text:
    Platte des Monats
    Them Crooked Vultures - Them Crooked Vultures

    Das Debüt der Supergroup zu enden alle Supergroups klingt, als würden Queens Of The Stone Age ihr neues Album mit Teilen bisher unveröffentlichter Led Zeppelin-Songs pimpen. Also auch ohne Foo-Fighters-Momente: einsame Spitze.

    Straff organisierte Hits wie „Immigrant Song“, „Stairway To Heaven“ und „Ramble On“ täuschen darüber hinweg, dass Led Zeppelin vor allem auch eine Band war, die das Jammen im Rock kultiviert hat und einen Großteil der Inspiration für ihr Opus Magnus „Physical Graffiti“ (1975) aus der Improvisation zog. Dass ihr Bassist John Paul Jones diese Philosophie verinnerlicht und mitgebracht hat zu Them Crooked Vultures, steht wohl außer Frage-zumal er dort mit dem zunehmend Jam freudigen Dave Grohl und „Desert Sessions“-Unternehmer Josh Homme zwei Musikern begegnet ist, die seine Art des Liedschreibens eher befeuern als ausbremsen. Daraus ergibt sich die erste große Überraschung ihres gemeinsamen Debüts: „Them Crooked Vultures“ ist kein Album ohne Ziel und Maß, ergeht sich nicht in uferloser Improvisation. Vielmehr hat lange keine Platte mehr so gut die Balance gehalten zwischen Songwriting und Jam, zwischen konzentrierter Arbeit und Spielen aus dem Stegreif.
    Stücke wie „Bandoliers“, „Warsaw…“ und „Gunman“ bringen es auf den Punkt: Ausgehend von so simplen wie effektiven Hardrock-Riffs, kriegen sie genau in dem Moment die Kurve Richtung griffiger Refrains, wo aus einer reizvollen Idee eine ausgereizte würde. Dem Gesamteindruck kommt das nur zugute: Was schon nach den erstem Durchgang von „Them Crooked Vultures“ hängen bleibt, sind Hooks und Melodien, wie man sie am ehesten von Queens-Of-The-Stone Age-Platten kennt und in dieser Fülle selbst dort letzthin vergeblich suchte. Ohnehin fehlt „Them Crooked Vultures“ nicht viel, um als lupenreines Queens-Album durchzugehen: Oberflächlich halten sich sowohl Jones als auch Grohl erstaunlich zurück, dabei hätte man gerade dem Foo Fighters-Sänger die eine oder andere Gesangszeile gewünscht, und sei es vom Drum-Hocker aus. Stattdessen tritt Homme als unangefochtener Frontmann auf, sorgt für Stimme, Songtitel und Texte über Exzess, Obsession und was man davon hat.

    Dann aber hört man genauer hin und nimmt das charakteristische Trommeln Dave Grohls wahr: mächtig, präzise und doch bescheiden genug, sich nie in den Vordergrund zu drängen. Ein Diener der Band – genauso wie John Paul Jones, der sein Bassspiel perfekt auf die Drums abgestimmt hat, so wie er es seinerzeit als Grundierung (nicht mehr und nicht weniger) für die Kapriolen des so ruhmreichen wie geltungsbe dürftigen Led-Zeppelin-Gitarristen Jimmy Page verstand. Und doch: Zeppelin haben ihre Spuren hinterlassen im Sound von Them Crooked Vultures – egal ob durch Jones Einwirken, vorauseilenden Gehorsam von Grohl und Homme oder einer Kombination aus beidem. Was Elephants mit seinem Page-artigen Heavy-Blues-Riff andeutet, formuliert das nachfolgende Stück aus: Knackige Drumbeats, pumpender Bass, zackige Tango-Gitarren und Hommes Chor-gestütztes Falsett treiben den Scumbag Blues in ein furioses 70s-Rock-Intermezzo mit schweinischer Funk Orgel. Der Bastard aus Zeppelin und QOTSA ist geboren. So wie wir ihn haben wollten. „You know the devil’s in there?“ Die stellen Fragen.


    Einen ersten Vorgeschmack konnten VISIONS-Leser bereits mit dem Song „New Fang“ bekommen, der auf der aktuellen All-Areas-CD der Ausgabe 200 zu finden ist. Aber Them Crooked Vultures legen auf Albumlänge selbstredend nach und reichen 12 weitere Songs nach. VISIONS-Volontär Hauke Hackstein hat sich „Them Crooked Vultures“ vorgenommen und seine Track-by-Track-Höreindrücke aufgezeichnet.

    01. No One Loves Me & Neither Do I
    Ein vergleichsweise entspannter Opener, der mit dem Kopfnicker-Groove, den versumpften Hallgitarren und der Kuhglocken-Percussion auch so auf dem letzten QOTSA-Album hätte stattfinden können.

    02. Mind Eraser, No Chaser
    TCV klingen wie eine Mischung aus Queens Of The Stone Age und den Foo Fighters? Hier: ja. Die Foo-Breaks, die Queens-Gitarren, dazu ein hittiger Eagles-Of-Death-Metal-Refrain, John Paul Jones pumpt im Hintergrund typisch ein Stück neben dem Beat.

    03. New Fang
    Der Hit des Albums? Nachkomme von „No One Knows“? Joa, kommt hin. Auf den Punkt gespielt lassen nur die ausufernden Gitarren im Mittelteil den Einfluss des Led-Zep-Bassers erkennen.

    04. Dead End Friends
    Autofahrermucke. Man muss den Herren lassen: Den Spaß, den sie hatten, hört man ihnen an. Und es macht wiederum Spaß, ihnen zuzuhören. Obwohl der kantige Song im Vergleich zu den ersten Dreien melodisch einen Gang zurückschaltet.

    05. Elephants
    Der Übergroove war schon in diversen YouTube-Clips Liebling der Fans. Gerade, wie er sich von einem Led-Zep-Schlurfer zu dem Punkbiest emanzipiert, der er im Grunde ist. Ganze eineinhalb Minuten lässt Josh sich Zeit, seine typischen Gesangsharmonien auszupacken.

    06. Scumbag Blues
    Noch so ein Ungeheuer von Drums und Bass. Tight wie eingelaufene Röhrenjeans. Dazu ein abermals (und auffallend oft) mit Kopfstimme heulender Josh. Mit so einem Fundament kann man ja kaum mehr was falsch machen. Besonders, wenn JPJ seinen Synthesizer (oder Effekt-Bass) auspackt.

    07. Bandoliers
    Als Fan der Bands der Protagonisten erkennt man schnell, wer welchen Song hauptverschuldet hat. Hier wäre es Dave Grohl, der den Song gerader und zahmer gestaltet, als seine Mitstreiter auf dem Album.

    08. Reptiles
    OK, hier wollten sie ein zweites „Kashmir“ erzwingen. Zumindest Dave und JPJ. Gott sei Dank macht Josh da nicht so recht mit und grätscht mit Sprechgesang und Ätzgitarren dazwischen. Gerade deswegen vorzüglich.

    09. Interlude With Ludes
    Verzichtbares Interlude aus Schwurbelloops und Klapperschlagzeug. Skippen muss man trotz aller Schräge nicht.

    10. Warsaw Or The First Breath You Take After You Give Up
    Längster Song des Albums. Wieder lassen sie sich Zeit, der Groove gibt erst langsam den Song frei. Wenn man den Einfluss Zeppelins heraushört, dann in der Freiheit, in der alle Beteiligten den Song immer wieder aufbrechen, zurückholen, von der Leine lassen, und wieder von vorn.

    11. Caligulove
    Großartiger Songtitel, der dem beinah schnörkellosen Queens-meets-EODM-Stück einiges an Charme verleit. Josh sumpft den Bass hier ganz schön mit seinen Charakter-Gitarren zu. Erfreulich, dass JPJ das mit Orgelsolo auszugleichen weiß.

    12. Gunman
    Noch ein Hit kurz vor Ende. Offbeat-Drücker und Arschwackelriff, wie man das kennt und liebt. Wer da auf dem Sofa bleibt, klebt fest.

    13. Spinning In Daffodils
    Klavierballade zum Abschluss? Nää, nicht in diesem Leben. Lieber noch mal zusammenfassen, worum es bei der Band hier geht: Spielfreude. Davon profitiert gottlob der Hörer ebenso, wie die Band selbst.

    So viel fürs Erste – damit gießen wir neues Benzin in die bereits entfachte Diskussion: Ist Them Crooked Vultures die verdammte All-Star-Band, die all den Vorab-Meriten gerecht wird?
    Oder haben sich da drei Altgediente zusammengefunden, um sich selbst zu bespaßen?