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    Spinnerette
    Spinnerette

    VÖ: 26.06.2009 | Label: Hassle / PIAS / Rough Trade
    Text:
    9 / 12
    Spinnerette - Spinnerette

    Distillers-Fans dürfen aufatmen. Auch Brody Dalles Exkursion in elektronischere Gefilde rockt, und das erfrischend heftig.

    Auf derbe bratende Gitarren und wütend-rotzigen Gesang muss man bei Spinnerette nicht verzichten, nur Punkrock in der engeren Definition ist das hier nicht. Puristen halten sich daher besser an das neue Album ihres Ex-Gatten. Aber schon seltsam: Seit Brody nicht mehr Armstrong mit Nachnamen heißt, klingt ihre Musik auch nicht mehr nach Rancid. Stattdessen hört man bei ihrem musikalischen Schaffen verstärkt den Einfluss ihres aktuellen Ehemanns Josh Homme heraus, auch wenn frau sich als wilder Vamp mit der Aura der Unzähmbarkeit so etwas ungern nachsagen lässt. Doch nicht nur der Drum-Einstieg und die rhythmisch betonte Melodieführung des „Driving Song“ erinnern stark an Queens Of The Stone Age und andere Homme-Projekte. Ähnliches gilt für den mächtigen, genüsslich ausufernden Wälzer „A Prescription For Mankind“ und auch die schrägen Gesänge von „Sex Bomb“, mit dem Dalle offenbar ganz unverblümt den Sexappeal ihres Herrn Gemahls preist. Aber genauso gut könnte man auch Killing Joke oder Blondie als Vergleichspunkte anführen. Oder ganz einfach den Hut ziehen vor dem tollen Album, das sie da mit dem Ex-Distillers-Gitarristen Tony Bevilacqua und prominenten Erfüllungsgehilfen wie Alain Johannes und Jack Irons fabriziert hat. Die erste Single „Baptized By Fire“ sagt übrigens herzlich wenig über die Qualität des Gesamtwerks aus. Zwar hat die Nummer zweifelsohne Hitqualitäten, ist aber viel zu offensichtlich auf Eingängigkeit ausgerichtet. Dann schon lieber das ebenso radiokompatible „Distorting A Code“ mit seinem 80er-New-Wave-Einschlag oder „Rebellious Palpitations“ mit den fuzzig knarzenden Gitarren und raffinierten Rhythmusvariationen. Rein instrumental betrachtet ist dieses Debüt bereits restlos überzeugend, doch den feinen Unterschied, den Grund, warum man Spinnerette nur hassen oder lieben möchte, macht letztlich erst die Femme Fatale am Mikrofon. Den simpler gestrickten Teil der männlichen Hörerschaft hat sie schon im Sack, wenn die Lady lasziv verführerisch säuselt, haucht und stöhnt, ekstatisch kreischt und röhrt oder gar bei „All Babes Are Wolves“ was von wegen „I would die for you“ verspricht. Doch Streicheleinheiten gibt es bei ihr nicht ohne quälenden Schmerz. Und gerade diese glaubwürdige Vereinigung von Licht und Schatten macht einen guten Teil der Faszination aus. Wenn man denn mit Rasierklingensplittern gespicktes Himbeereis mag.