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    World Leader Pretend
    Punches

    VÖ: 25.07.2005 | Label: Warner
    Text: Patrick Großmann
    8 / 12

    Sie kommen aus New Orleans, träumen aber ohne Unterlass von London: Fünf Männer referieren stilsicher, aber manchmal allzu zahnlos Britpop-Schwelgereien.

    Das Auffälligste an der Band um den Sänger und Gitarristen Keith Ferguson ist in der Tat, dass sie so überhaupt nicht amerikanisch tönt. Da mag im Info noch so vehement von Blues, Soul, Memphis und dem’Stax‘-Label die Rede sein – World Leader Pretend liefern mit „Punches“ ein Debüt ab, dass zuerst einmal und vor allem eines beweist: wie akribisch sich die Herren durch einschlägige Britpop-Meilensteine von den Siebzigern bis hin zu Pulp und Suede gehört haben müssen. Immer und immer wieder. Dieser Eindruck liegt nicht allein, aber durchaus auch an Fergusons Organ, das zweifellos denselben tragisch-theatralischen Schmelz verströmt wie das eines gewissen Brett Anderson, hin und wieder aber auch an Matthew Bellamy von Muse, Bono oder Eskobars Daniel Bellqvist denken lässt. Pathos, here we go. Ein allzeit bereites Piano sowie himmelweit gespannte Melodiebögen sprechen eine ähnliche Sprache, und wenn man dann noch erfährt, dass ausgerechnet UK-Shooting Star Ben Hillier (u.a. Elbow, Blur) den Mix zu verantworten hat, scheint der Fall endgültig klar. Eine Saat, die zumindest im fast überreich arrangierten Opener „Bang Theory“ mit seinen altklugen Streichern und Boller-Drums, dem erhabenen Scott Walker-Gedächtnis-Sanftling „Dreamdaddy“, „A Horse Of A Different Color“ sowie der knarzigen, mit fettigen Bläsern gewürzten Titelnummer aufs Vorzüglichste aufgeht. Leider erweist sich der opulente Rest, obschon in der Anlage nicht minder geschickt, als zu kantenlos und nett. Ohne Unterlass klimpern „Jingle Bells“-Glöckchen, salben Strings, was seinen unrühmlichen Höhepunkt im Zwischenspiel „Appassionato“ findet. Spätestens bei der Schmonzette „Into Thin Air“ wird die Luft, nomen est omen, gefährlich dünn. Ohne Magenbitter auf Dauer schwer genießbar.