Waltham
dto.

Der Sänger heißt Frank Pino, klingt aber verflucht nach 80er-Schmalzlocke Rick Springfield. Die Gitarristen heißen Tony Monaco und Craig Alan, klingen aber vielmehr nach Eddie Van Halen. Die Band heißt Waltham, klingt aber in etwa so inspirativ wie Memmingen. Waltham haben sich nach ihrer nichtssagenden Heimatstadt vor den Toren Bostons benannt und sprühen auch sonst nicht wirklich vor Ideen. Die Masche, auf die das Quintett aus Massachusetts während der 42 „Waltham“–Minuten setzt, ist simpel: Man verquicke sentimentale „Warum nur ist sie fort?“-, „Warum nur guckt sie mich nicht an?“- oder „Warum nur muss ich mir jedes Mal einen Text einfallen lassen?“-Lyrics mit satten Power-Chords und gelegentlichen zweistimmigen Gitarrensoli. Dazu schwören Waltham auf einen Sound, der uns zwei Dekaden zurück und an zu enge Hosen und Haarspray denken lässt und machen vieles falsch, was Cheap Trick oder Weezer richtig machten. Songs wie „So Lonely“ oder „Don’t Say It’s Too Late“ kriegt Rivers Cuomo auch dann noch um Klassen besser hin, wenn er gerade eine Familienpackung Valium durch seine Pfeife gehascht hat. Natürlich steckt jeder der zwölf hier vertretenen Songs voller Hooks, Singalongs und vielem anderen, was zu einem glam-lastigen Power-Pop-Song gehört. Trotzdem: Nur weil die Buchstabenfolge „r“, „e“, „t“, „r“ und „o“ gerade so angesagt ist, ist längst nicht alles akzeptabel, was schon in den 80ern so penetrant wie überflüssig war. Wer mag, darf den Waltham-Sound und Songs wie „Cheryl (Come And Take A Ride)“ oder „So Lonely“ catchy nennen. Erlaubt sei allerdings die Frage, wen die Ostküstler damit an Land ziehen wollen. War nämlich alles schon da, mehr als einmal. Manche Leute überlegen sich ja schon, ob eine zweite Jeans sein muss. Aber wer kauft sich schon die fünfunddreißigste? Und dann noch ne Stretch-Karotte…