Man hört es von vorne bis hinten, von oben nach unten und zurück: die Einflüsse. Michael Gerner und Joshua Grubb lieben Bob Dylan und Velvet Underground. Die Stones haben mit ihren epischen, repetitiven Singles “You Cant Always Get What You Want” und hSympathy For The Devil” ebenso Eindruck hinterlassen. In die Gegenwart übersetzt bedeutet das: Der Black Rebel Motorcycle Club kollidiert mit den Kings Of Leon, und Jason Pierce guckt mit all seinen Streichern und Bläsern von Spiritualized dabei zu. Große Namen prallen hier aufeinander. Doch auf “VietNam” trifft es eben zu, es ist ein Album wie eine Zeitreise. Aber was soll man auch von vier, fünf Männern erwarten, die aussehen wie Charles Manson und seine Hippie-Kommune. Mit ihrer EP “The Concretes Always Greyer On The Other Side” (2004) und der dazugehörigen Tour erspielten sich die Brooklyner einige Fans, darunter die Produzenten des Albums: Dave Scher – Ex-Beachwood-Sparks, jetzt All Night Radio – und Mickey Madden von Maroon 5 (schluck!). Aufgenommen wurde ausschließlich mit analogem Vintage-Equipment. Alles andere hätte kaum ins Bild gepasst. Entstanden sind in diesem Retro-Reigen elf fast nie kompakte Songs. Man könnte VietNam ankreiden, dass sie nicht zum Punkt kommen. Tatsächlich aber entwickeln die Songs eine süchtig machende Eigendynamik. Schuld daran ist die warme Atmosphäre des Albums, der Jam-Charakter, die Gäste. Ins Studio nach LA hat sich neben den bezaubernden Schwestern Paz und Ana Lenchantin u.a. auch Rilo Kileys Jenny Lewis verirrt. Zugegeben: Das fällt so stark nicht ins Gewicht. Im Mittelpunkt steht zu jeder Zeit die knorrige, des Öfteren Dylan heraufbeschwörende Storyteller-Stimme Gerners im Wechsel mit Grubbs herrlicher Blues-Gitarre. Daraus wächst ein Roadmovie-Soundtrack, der durch die Weite des amerikanischen Hinterlandes führt. Ein Stück wie die wilde Single “Welcome To My Room” stellt deshalb (leider) die Ausnahme dar. Mal sehen wo die staubigen Straßen diese altmodischen Typen noch hinspülen werden. Menschen jedenfalls, denen das letzte Album der Kings Of Leon zu streberhaft war, sollten sich mit VietNam bekannt machen.