Ähnlich wie Nine Days legen Vertical Horizon Wert auf Songwriting im klassischen Sinne. Dabei driften sie manchmal in R.E.M.-Gefilde ab.
Man braucht etwas Zeit, um dieses Album richtig zu würdigen. Es gibt viel zu entdecken, packen wirs an: Die dritte Studioplatte seit 1993 (außen vor: die 96er Live-Scheibe) ist gleichzeitig das Major-Debüt. In den Staaten hats dann auch direkt voll eingeschlagen, die Single (gleichzeitig auch der Titelsong) belegte vor einigen Wochen den ersten Platz der Billboard-Charts. Für den Kollegen Neumayer ist das ein untrügliches Zeichen von Kommerz. Eigentlich hat er auch Recht. Vertical Horizon, geführt von den beiden Songwritern Matt Scannel (v, g) und Keith Kane (v, g), rocken nur in Ausnahmefällen (We Are) und bedienen ansonsten die klassische amerikanische Mainstream-Klientel, Abteilung Erwachsenenrock. Während R.E.M. inzwischen sehr viel verkopfter klingen (wollen), versuchen Vertical Horizon Songs zu schreiben, die zwar auch ein wenig Zeit brauchen, aber dennoch von einfacherer Struktur sind. Und wo Big Country früher ihre keltischen Einflüsse zur Geltung brachten, klingt diese Band so laidback amerikanisch, wie man nur klingen kann. Für ruhige Stunden.