Traurig ist “Countries” aber nicht. Manchmal kommt eins zum anderen: Zeitgleich mit dem Ende seiner Langzeitbeziehung verliert Van William Pierszalowski auch noch die Sicherheit eines vertrauten, zweiten Karrierewegs. Nach 49 Sommern verkauft sein Vater das Fischerboot, auf das der Sohn insgeheim lange spekuliert hatte. Der Balanceakt zwischen Band (Waters) und Arbeit auf See kippt plötzlich vollständig in eine Richtung. Zum Handeln gezwungen, verarbeitet Pierszalowski erstmals unter eigenem Namen Rückschläge und Veränderungen. “Countries” steckt voller Emotionen in Form enthusiastischer Refrains und persönlicher Texte. Wie am Ende eines Sommers liegt zwar ein Hauch Wehmut in der Luft, doch der Tenor bleibt durchweg optimistisch und wird von Akustikgitarre und Trompeten getragen. Der Trennungssong “Revolution” mit den Schwedinnen First Aid Kit bringt auf den Punkt, mit welcher Abgeklärtheit Pierszalowski sein Beziehungsende einordnet: Its a story as old as time. Trotz des Titels handelt das Album vor allem von Menschen, die ihre Grenzen überwinden oder dabei scheitern. Wenn Pierszalowski in “Cosmic Sign” seine Reiseroute durch die Staaten nachvollzieht und skandiert I dont know where Im going, but I know where I have been, dann ist das nicht räumlich, sondern menschlich zu verstehen. Bleibt zu hoffen, dass die Zeichen weiterhin gut für eine Karriere als Musiker stehen, von einem Fischer Van William dürften wir deutlich weniger zu hören kriegen.