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    Truth Cult
    Walk The Wheel

    VÖ: 03.03.2023 | Label: Pop Wig/Cargo
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 360
    10 / 12
    Truth Cult - Walk The Wheel

    Auf ihrer zweiten Platte holen Truth Cult aus Baltimore alles raus aus Punk. Das Kunststück: Sie findet mehr als ursprünglich drin war.

    Wir erinnern uns, 1985, der Revolution Summer: In Washington D.C. macht sich Hardcore schlau. Weniger Gegockel, mehr Attitüde und die Wut so kanalisieren, dass man sich nicht gegenseitig die Zähne aus dem Mund haut. Truth Cult knüpfen am farbenprächtigen Dischord-Punk mit leicht zappeligem Unterton an. Und auch das noch: Produziert hat J. Robbins (Government Issue, Jawbox), das ist quasi von fast ganz oben abgesegnet. Andererseits: This is Baltimore, not D.C. und außerdem haben wir es hier mit 2023 zu tun. Gerade deshalb ist es beeindruckend, wie sich das Quintett in Spät-80er- und 90er-Referenzen suhlt, ohne dabei zur Nostalgieveranstaltung zu verkommen. In „Resurrection“ treiben Bassistin Emily Ferrara und Sänger Paris Roberts ihren Doppelgesang auf die Spitze und im fabelhaften „Squeeze“ ziehen sie die Linie zwischen anregendem D.C.-Hardcore, Detroit-Punk und dem Rotz von Los Angeles – dass das gerade mal 76 Sekunden dauert, grenzt an zynischen Pragmatismus. In „Kokaine Kommando“ holen Truth Cult am gehämmerten Piano den Swing von Bowies „Suffragette City“ raus, und es ist fast frech, mit welch windschiefer Schönheit Naked In The End fast beiläufig einen Afghan Whigs– und Jawbox-Vibe klarmacht – mit beiden Beinen im Hier, Jetzt und Überhaupt. Truth Cult haben den Soft Spot zwischen Kunstschule, Bierdose und Schürfwunde gefunden.

    Das steckt drin: The Bronx, Fucked Up, Rites Of Spring