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    Trust Company
    The Lonely Position Of Neutral

    VÖ: 14.10.2002 | Label: Geffen/Universal
    1 / 12

    4-Ohren-Test

    Wenn jetzt selbst eine nicht wirklich originelle Band wie Linkin Park uninspirierte Nachahmer findet, brechen düstere Zeiten an. „Früher klangen wir stark nach Helmet“, behaupten die vier jungen Musiker von Trust Company, die hierzulande gerade im Vorprogramm von Korn tourten. Davon ist auf ihrem Album aber leider rein gar nichts mehr zu hören, stattdessen klingt die Band wie eine noch poppigere Variante der beiden Bands, die in letzter Zeit noch mal so richtig Kohle mit der vermeintlich harten Gitarre machen konnten: P.O.D und Linkin Park. „The Lonely Position Of Neutral“ ist deshalb so schlimm, weil bei keinem einzigen der 13 Songs irgendetwas Überraschendes passiert, selbst die Titel klingen wie aus dem New-Metal-Lexikon: „Downfall“, „Falling Apart“, „Running From Me“, „Slipping Away“ – alle Achtung, da war jemand aber wirklich kreativ. Handwerklich gibt es hier, ähnlich wie bei Adema und anderen Bands der dritten New-Metal-Generation, nicht viel zu meckern und die Produktion von Don Gilmore (Linkin Park) ist natürlich auch allererste Sahne, was die Charakterlosigkeit der Songs aber nur noch mehr hervorhebt. Richtig übel ist allerdings der Gesang: Kevin Palmer haucht die extrem eingängigen Melodien dermaßen sanft und schmachtend ins Mikrofon, dass einem schlecht werden kann. Es mag hart klingen, aber der Unterschied zwischen dem neuesten New-Metal-Act und einer für die Charts kreierten Pop- bzw. Boyband wird immer geringer: Ein Song wie „The Fear“ könnte mit nur etwas weniger Gitarren ohne weiteres von einer Platte der Backstreet Boys stammen. Schlimmer geht’s nicht.
    Michael Mickisch 1

    Wenn ich das jetzt richtig verstehe, haben Trust Co. das Pech, nicht mehr wie Helmet zu klingen. So, so. Wäre das denn cooler?

    Wäre doch genauso nachgemacht, oder nicht? Und wo läge dann der Unterschied? Dass Trust Co., übrigens aus Alabama, das Rad nicht neu erfinden wollen und können, ist doch klar. Vier Mittzwanziger, die durch ihr Umfeld geprägt wurden. Kann man ihnen das vorwerfen? Ich glaube nicht. Schlimm wäre wirklich, wenn sie tatsächlich wie P.O.D. oder Linkin Park klingen würden. Das tun sie aber nicht. Reine Rap-Elemente habe ich in den ganzen 37 Minuten nicht hören können. Auch keine Kinderchöre. Komisch, nicht? Sollten wir hier vorbelastet und mit Vorurteilen an die Rezension heran gegangen sein, Herr Mickisch? Der Vorwurf des Sellouts ist natürlich schnell und gerne genommen. Geschenkt. Was hat eine gute Produktion mit Charakterlosigkeit zu tun? Sind schlecht abgemischte Scheiben besser für das Ohr? Interessante Theorie, müsste man mal drüber nachdenken. Zu den Texten: Kevin Palmer haucht sie nicht nur, sondern brüllt sich auch oft die Seele aus dem dünnen Leib. Aus gutem Grund: Der 26-Jährige lebte zum Zeitpunkt der Aufnahmen in Scheidung, nach acht Jahren Ehe. Sowas macht Sinn. Und wenn diese Jungs aus einem Kaff im Süden der USA gecastet sind, dann schaue man sich nur mal die Fotos an. Stylisch geht anders. Lieber Michael, ich verstehe deinen Zorn, aber du hast dir mit deiner platten Argumentation das falsche Ziel ausgesucht. Trust Co. sind alles andere als ein Industrieprodukt, sondern nur eine Newcomerband, die auf Zeitgeist-Ballhöhe ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
    Jörg Staude 7