Geordnetes Chaos mit Bass und Schlagzeug aus dem Heizungskeller eröffnet “Ester”. Fast mutet das als Rechtfertigung für den folgenden, stringent minimalistischen Rotwein-und-Tabletten-Pop an. Trailer Trash Tracys arbeiten entspannt angesagte Muster ab. Traurigkeit hat ja immer Saison, außerdem entrückte Drums und Hallgesang zwischen Surfpop und ins Wasser gehen. Ich verstehe nicht ein Wort, nach zwei Sätzen verschwimmt alles, ich brauche einen Dolmetscher, einen, der im Tunnel lebt. Das ist Musik zur Leidsteigerung, aber ohne Erkenntnisgewinn. Musik, um nach dem Verlassenwerden im offenen Golf durch den Schneeregen zu fahren, bis man bis zum Hals in der Pampe sitzt. Man kann sich nach dem Hören schnell ein paar Sorgen machen um sein Seelenheil. Die beiden bereits vorab erschienen Singles “Candy Girl” und “You Wish You Were Red” sind kalkuliert düstere Wave-Popnummern zum sich auf die Füße starren. Die sind nicht schlecht, nur (ha!) sterbenslangweilig. Ehrlich gesagt steht ihnen die Monotonie aber sogar besser, glucksende Maschinengewehr-Geräusche etwa machen “Ester” grotesk. Es rumpelt also und leiert, ist aber nicht mehr als Dämmmaterial, musikalische Glaswolle zwischen zwei Hits für ungesundes Selbstmitleid. Und alle Vorbilder drehen sich im Fließbandtakt in ihren Tagessärgen um. Meine Freundin betritt das Zimmer. “Was hörst du da?”, fragt sie. Ich zeige ihr die CD und sage: “Ich schreibe gerade drüber.” “Na gut.” Bevor sie geht, sieht sie mich mit einstudierter Strenge an. “Du bringst dich jetzt aber nicht um, okay? Ich habe gerade gekocht.”