Draußen auf der Veranda sitzt ein Singer/Songwriter, ausgestattet mit den handelsüblichen Merkmalen. Vorsichtshalber wird schon mal die Schrotflinte durchgeladen.
Wie sich Timebolds Debüt ohne die teilweise absolut wundervollen Arrangements von Dan Goebel und Max Avery anhören würde, möchte man nicht wirklich wissen: Fakt ist, dass die relativ durchschnittlichen Indie-Folk-Komposistionen nicht wirklich von Sänger Jason Merritt getragen werden können: Ein bisschen zu engagiert und maniriert kommt hier die Slacker-Country-Variante um die Ecke geschlurft, um noch wirklich mehr als leidiges Gejammer auszulösen. Selbsttherapeutische Langeweile? Nicht nur. Hörenswert sind tatsächlich die kleinen Soundcollagen aus Kontrabass, Mellotron-Klängen, Streichern, Teekesseln und was es sonst noch im nicht enden wollenden Kosmos seltsamer Instrumente zu hören gibt. Die Dramatik Timebolds ergibt sich größtenteils aus den liebevoll ziselierten Hintergründen, die im Wesentlichen zur Atmosphäre beitragen, und es trotz aller Dichte niemals an Intimität mangeln lassen. Dass Timesbold aus New York kommen, ist eigentlich kaum vorstellbar. Die Schrotflinte stellen wir dann doch ungenutzt in die Ecke. Knapp.
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Ill Seen Ill Sung
VÖ: 15.02.2008