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    The Smile
    Cutouts

    VÖ: 04.10.2024 | Label: XL/Beggars/Indigo
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 379
    Schönheit
    The Smile - Cutouts

    Nicht einmal ein Jahr nach “Wall Of Eyes” veröffentlichen The Smile ihr drittes Album. Aus dem skurrilen Trio von 2022 ist eine manisch kreative Band geworden. Ist es ein Sakrileg zu fragen: Wer braucht da noch Radiohead?

    Die Songs von “Cutouts” werden zeitgleich mit denen aufgenommen, aus denen “Wall Of Eyes” entsteht. Produziert von Sam Petts-Davies klingt somit auch dieses Smile-Album intim und absolut massiv, wenn es soll. Thom Yorke und Jonny Greenwood erweitern ihren musikalischen Radius ein weiteres Mal, weg vom reinen Trio-Spiel, hin zu sinfonischer Begleitung durch das London Contemporary Orchestra. Analogsynthesizer und Piano kommen immer öfter in den Vordergrund.

    Klingt vertraut? Was noch auf “A Light For Attracting Attention” nach einem manchmal ungestümen Ausflug in ein Projekt klang, hat inzwischen die besten Merkmale eines Radiohead-Albums. Tom Skinner als Schlagzeuger, der jedweden Percussion-Teppich aus dem Ärmel schüttelt, hat größtmögliche Freiheit in den Sequenzerläufen von “The Slip”, während Greenwood seine Rhythmusgitarren in abgezirkeltem Funk spielt.

    “Zero Sum” klingt nach No Wave und einer Fingerübung von Robert Fripp. Die filigran gewobenen Schlagzeugpatterns in “Colours Fly” geben dem Song ein Jazz-Fusion-Fundament, auf dem Yorke, Greenwood und ein Holzbläserensemble psychedelische Harmonien ausbreiten. Zwar könnte “Don’t Get Me Started” auch auf einer von Yorkes Soloplatten erscheinen, es ist aber wieder Skinner, der das Stück mit seiner lebendigen Rhythmik anhebt, bis es in einer kosmischen Synthie-Orgie davonfliegt.

    Die wundervoll traurige Ballade “Tiptoe” ist einer dieser wehmütigen Songs wie “Videotape” oder “Fly To The Moon”, die auf Radiohead-Platten immer einen besonderen Platz hatten. Hier kippt die Harmonie im letzten Drittel, verstimmen sich die Streicher und der Song bleibt unvollendet, als krasses Gegenstück zu “Foreign Spies”, das “Cutouts” mit klinisch sauberen Synthie-Harmonien eröffnet.

    Und dann ist da das Albumfinale “Bodies Laughing”. Wer sich angesichts dieses Stückes unsicher ist, welche Band er denn nun gerade hört, dem sei verziehen: Es wird zunehmend schwieriger, die Grenzen zwischen The Smile und Radiohead zu ziehen. Yorke, Greenwood und Skinner sind eine Variation des Originals, und zwar eine verdammt gute. Keiner der Beteiligten verbiegt sich, ganz im Gegenteil stellt “Cutouts” unaufgeregt klar, dass alles an seinem richtigen Platz ist. Ist es nicht auch beruhigend zu hören, dass Yorke und Kollegen am Ende eben doch immer wieder zum unbeschreiblichen Stilmix von Radiohead zurückkehren?

    Das steckt drin: Black Country New Road, Fontaines D.C., Radiohead

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