The Secret Show
Impressionist Road Map Of The West
Text: Oliver Uschmann
Greg Graffin von Bad Religion begründete sein extrem traditionelles Soloalbum im letzten Jahr damit, dass er den Kids zeigen wolle, welcher Quelle sein Songwriting entspringt. Die Erkenntnis: Klingt ein Song auch ohne Verstärkung so zeitlos, als könne er auch vor 50 Jahren von einer Veranda gefallen sein, dann ist er wirklich gut. In diesem Sinne sattelte auch Funeral-For-A-Friend-Sänger Matthew Davies die Pferde und nahm dieses Album auf, dass exakt so klingt, wie sein Titel es besagt. Gemeinsam mit Lianne Francis als zweiter Stimme entstanden glasklare Lagerfeuerlieder, deren melodisches Inventar nichts mit gebrochenem Indie zu tun hat, sondern mit Gitarre, Banjo, Mundharmonika, Pedal Steel, Mandoline und Hammond ohne jede distanzierte Geste ergreifend in der Mitte der Straße und somit an der Grenze zum Kitsch fährt. So könnte “Manana” auch aus der Feder der Counting Crows stammen und ein von Sängerin Francis dominierter Song wie “The Widow” würde selbst das Publikum von Texas Lightning nicht verschrecken. “Two Drowned Rats In The Desert” oder “Old Blacktop” funktionieren prächtig als Kreuzung aus Weakerthans und Crowded House, und Davies beweist mit jedem Ton, dass er ein Songwriter für alle und nicht für eine begrenzte Szene ist. Die muss ihn ohnehin erstickt haben, wie der Titelsong deutlich macht: “I don’t need this bullshit to hide myself behind ( ) I hope I find a place where I can be myself again”, singt er zu einer großartigen Melodie, die ebenso einen starken FFAF-Song ergeben hätte. So geht es zurzeit vielen, die zur Akustischen greifen.