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    The Rascals
    Rascalize

    VÖ: 19.09.2008 | Label: Deltasonic/Cooperative/Universal
    Text: Daniel Gerhardt
    8 / 12

    Als hätten die Arctic Monkeys das Debüt von The Coral in Säure getunkt: Die Band der anderen Last Shadow Puppet bringt dem jungen Britrock Wahnsinn und Düsternis bei.

    Bevor es so weit kommen konnte, musste Miles Kane zunächst einige richtige Entscheidungen für seine Rascals treffen. Erst kapselte er sich samt Schlagzeuger und Bassist vom Gewöhnlichkeitsrock der Litte Flames ab, mit denen die drei jahrelang gemeinsam auf der Stelle getreten waren. Dann stellte er die neue Band doch wieder hinten an, um mit Alex Turner die Last Shadow Puppets zu gründen und das verkappte Scott-Walker-Tributalbum „The Age Of The Understatement“ aufzunehmen. Kane hat also schon ordentlich geschuftet und mehrmals hoch gepokert, um den Rascals-Hype in Gang zu bringen. Gute Dinge wären seiner Band allerdings auch von alleine passiert, daran lässt ihr sehr befehlshaberisches Debütalbum „Rascalize“ keine Zweifel gelten. The Rascals beherrschen natürlich den barsch übers Knie gebrochenen Stoßstürmer-Rocksong, wegen dem sich halb England gerade in drei Nummern zu kleine Röhrenjeans quetscht. Kane und seine Männer belassen es aber selten dabei, eingängig, mitsing- oder gar berechenbar zu sein. Viele ihrer Stücke werden aufwendig nachbehandelt, immer muss es noch ein kleiner Extrakniff sein, ein Tempowechsel, eine Kehrtwende oder sonst eine Verletzung der Indierock-Verkehrsregeln. Das Cartoonfiguren-Gequäke im Mittelteil von „The Glorified Collector“ kann man da natürlich noch albern finden. Wenn „Fear Invicted Into The Perfect Stranger“ aber an seiner eigenen Entscheidungsschwäche verzweifelt und deshalb in gleichen Teilen zur Spaghetti-Western-, Psychedelik- und (doch wieder) Scott-Walker-Selbstbedienung wird, passiert etwas mit den Rascals, das sie zumindest in ausgesuchten Momenten weit abseits vom restlichen Britrock-Rudel zeigt. Besonders der stets präsente, geheimniskrämerische Kane kann dann glänzen und als manische Erzählstimme über verschlissenen Mystery-Schinken wie „Freakbeat Phantom“ oder den Aggressionsproblemen von „Bond Girl“ thronen. Er ist dabei nahbarer als sein verschlossener Zweitband-Kumpel Turner, kein romantisch-sympathischer Hampelmann wie Maximo Parks Paul Smith und weit entfernt vom Dandydasein des Bügelfalten-Stylers Alex Kapranos. Ein Frontmann also, wie er Großbritannien gerade noch gefehlt hat – und eine Erkenntnis, hinter die sich nicht nur das mächtige „Out Of Dreams“ klemmt, bis „Rascalize“ einen nachhaltiger beschäftigt, als es solche Platten in 2008 noch können sollten.