Dabei wollte ich die neue Platte der britischen Girlband gerne besprechen, ihr Debüt war vor vier Jahren schließlich ein echter Geheimtipp. Drei junge Damen im Pünktchenkleid zeigen Girlpower im Stil der 50er und 60er, irgendwo zwischen Lesley Gore, The Ronettes und The Supremes. Dass schon damals Gründungsmitglied Julia Clark-Lowes nicht mehr dabei war, schien unerheblich, für sie war Gwenno Saunders eingestiegen. Die entsprach allerdings schon eher dem klassisches Pop-Püppchen-Ideal als ihre Kolleginnen.
In der Zwischenzeit haben sich auch Rose Dougall und Rebecca Stephens verabschiedet. Aber da es sich bei den Pipettes um das Geschöpf von Manager Bobby Barry handelt, tut es nichts zur Sache, dass nun keine Ur-Pipette mehr im Line-up ist. Stattdessen präsentieren sie sich mit Ami Saunders als Geschwisterduo auf einem Cover nach dem Motto: t.A.T.u. treffen auf Plan 9 From Outer Space. Wo vorher clever-arrangierte Spector-Sounds mit zeitgemäßer Indie-Kante für gute Laune sorgten, hört man nun penetrante 80er-Discopop-Nummern à la früher Kylie Minogue. Nur selten blitzt der alte Sprit noch auf, meistens beginnen die Piepsstimmchen und billigen Arrangements spätestens beim zweiten Refrain zu nerven. Auch inhaltlich haben die Pipettes ihren Reiz verloren. Wo ihnen früher die Typen wie treudoofe Hunde hinterher liefen (He was so sweet, oh yeah/ Well I just had enough of sweet aus Why Did You Stay), singen sie heute harmlos und devot: Im finding a way to love you again/ Im finding a way to forgive you.
weitere Platten
We Are The Pipettes
VÖ: 11.08.2006