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    The Paddingtons
    First Comes First

    VÖ: 01.11.2005 | Label: Mercury

    Ist das noch Punk? Ist gerade das Punk? Das Artwork: Patchwork, Sicherheitsnadeln, Risse, Kleckser, Schwarz-Weiß-Fotografien, Menschen mit Struwwelhaar.

    Jung und britisch. Frech schauen die aus. „Nimm uns mit heim. Oder liegt dir was an deinem Mobiliar?“ Punkrock als Produkt, daran werden sie sich stoßen. Manche. „The Great Rock’n’Roll Swindle” revisited. Kalkül ist nicht kredibel, und das hier wirkt tatsächlich durchdacht bis in den letzten Winkel. Der Moment, in dem das alles scheißegal wird, heißt „Some Old Girl“. Es ist der erste Song auf „First Comes First“ (der nächste Albumtitel wird bitte besser), und wenn er dir nicht in beide Beine fährt – prompt, unvermittelt, ohne Bremsen –, hast du wahrscheinlich ein sehr strukturelles Problem mit dem Rock’n’Roll, so er die Schwelle zum Pop genommen hat und trotzdem nach englischem Kneipenmuff (die Nächte dort werden jetzt länger) stinken will. Im Selbstversuch: Wer die Libertines-Platten für stümperhaft hält, für widerlich unterproduziert, dem haben The Paddingtons wenig – wenn überhaupt etwas – zu geben. Da haben sich schon Razorlight die Zähne ausgebissen. Denen auf der Seite schenken die fünf den letzten großen Rotzrockrausch in diesem Jahr. Oder den ersten im nächsten. Man kann an „First Comes First“ prima abhören, was UK- von US-Punk trennt. Mehr als ästhetische Nuancen. Aber dafür ist in der rechten Spalte Platz.

    Dennis Plauk – 8

    Zunächst mal: „First Comes First“ ist keine schlechte Platte. Sie klingt frisch, jugendlich, unverbraucht und hat lesbare Texte. Fans der Libertines kann man das Album zu Weihnachten ebenso sorglos unter den Baum legen wie Post-Wave-Hipstern, Lederjackenpunks und älteren Cousins, die Buzzcocks und Undertones sammeln. Und eben da gabelt sich der Weg. Stimmt man nicht mit den ästhetischen Koordinaten britischer Schnoddernasenmusik überein ist diese Platte sterbenslangweilig. Mag sie auch angesehener, cooler und stilsicherer sein als Baggy Pants, Strandschuhwerk und der Melodycore der US-Punk-Schule: Diese Musik ist keinen Deut innovativer, aufregender oder besser. Sie schmort in ihren eigenen Koordinaten, vom Cover-Artwork bis zum Style der Band, von der musikalischen Limitierung bis zur unvermeidlichen, unerträglichen und verfluchenswerten Sitte, dass ein „The“ vor dem Bandnamen als Akkreditierung zum Club der lässigen Halbstarken sein muss. Sie hat nichts zu sagen, was andere nicht schon zigfach eindringlicher gesagt haben und sie achtet immer noch eher darauf, dass die Kippe lasziv genug im Maul hängt, als dass ihr ein einziger wirklich zu Herzen gehender Song entfleucht. Gerade deshalb der perfekte Soundtrack für die nächste Generation trotziger junger Männer. Fraglich ist, ob die jemals weinen dürfen. In Kalifornien ist das schon in der Musik angelegt. Hier schnäuzt man höchstens ins abgewetzte Jackett.

    Oliver Uschmann – 5