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    The National Blue
    A Different Kind Of Listening

    VÖ: 10.06.2003 | Label: Iodine/Green Hell
    Text: Ingo Neumayer
    6 / 12

    Sehr interessant, wenn auch bisweilen jenseits der Zumutbarkeitsgrenze: drei Männer und ihr Baby. Dessen Eltern namens Rush und Shellac streiten derweil ums Sorgerecht.

    2003 dürfte dank Cave In, The Mars Volta und Dredg in die Musik-Annalen eingehen als das Jahr, in dem Progrock auch in Indie- und Alternative-Kreisen wieder salonfähig wurde und man seine Yes-, Pink Floyd- und King Crimson-Platten nicht mehr verstecken musste, wenn Besuch anstand. Von der (relativen) Zugänglichkeit der oben genannten Neo-Progressivisten sind The National Blue allerdings ein ganzes Stück entfernt, es ist definitiv der Spaß und bisweilen auch Übermut am eigenen Können, der hier den Ton angibt. Dass Trios ihren Sound nicht zwangsläufig downsizen und vereinfachen müssen, haben ja schon Rush oder auch Shellac bewiesen, und genau zwischen diesen beiden Referenzen bauen sich The National Blue ihren Schrein. Immer wieder blitzt sie auf, die Lust am Spiel und das gegenseitige Hochschaukeln, wie man es auf den Rush-Platten der 70ern gerne und oft gehört hat. Ja, selbst für ein kurzes Schlagzeugsolo („Focus In Six“) ist Platz, und so verwundert es auch nicht wirklich, dass die Hälfte der Nummern synkopenreiche und partiturverlangende Instrumentals sind. Wobei: Die anderen 50 Prozent hätten auch nicht zwingend eines Textes bedurft, denn Reuben Bettsacks zackig-verhackter Gesang gerät seltsam teilnahmslos, stockt oftmals zur Parole ohne Überzeugungskraft. Die Indie-Seite des Trios aus Boston kommt dann in der Umsetzung und vor allem im Sound zur Geltung: Trockenste Mathrock-Schule, mal kurz vor der Schlauberger-Falle, manchmal auch mittendrin, zum Teil in Szene gesetzt von Converge-Mann Kurt Ballou, der hier Albini-like die Instrumente frei und offen im Raum anordnet und auch die Jazznote der Band nicht zu kurz kommen lässt. Das überrascht, denn Ballou knöpfte sich ja in letzter Zeit eher heftigere Bands wie Since By Man oder Curlupanddie vor. 70 Minuten Musik, die anstrengen, aber auch den ein oder anderen Gewinn parat halten.