The Most Serene Republic
Underwater Cinematographer

Wie beinahe jede kanadische Band zurzeit sind auch The Most Serene Republic ein bunt zusammen gewürfelter Haufen aus Menschen, die vor allem eine bemerkenswert lockere Schraube gemein zu haben scheinen. Wo viele ihrer Landsleute aber in chaotischer Demokratie durch die Weltgeschichte musizieren, konzentriert sich das Kreative hier allein auf zwei Personen: Ryan Lenssen, das bebrillte Mastermind, dem die Musik auf „Underwater Cinematographer“ ohne jede Fremdeinwirkung eingefallen ist. Und Adrian Jewett, den charismatischen Sänger, Texter und Frontmann, bei dem es schon mal vorkommen kann, dass er auf der Bühne ein bisschen so wie Rumpelstilzchen tanzt. Der eine handhabt seine Songs wie ein Blatt Papier, kritzelt sie voll mit Details, zerknüllt sie erst und faltet dann wieder auseinander, was noch zu retten ist. Der andere kommt vom Theater, hat dort die großen Gesten gelernt und human beatboxt sich auch gerne mal durch ein ganzes Stück, wenn genügend Platz dafür da ist. Und Platz – das ist glücklicherweise eine Sache, mit der sich diese Songs besonders gut auskennen. Sie brauchen nämlich nicht viel davon, nur das blumig-verschwebte Instrumental „Epilogue“ dauert länger als fünf Minuten. Aber sie wissen ihn effektiv zu nutzen, sind allesamt zugestellt bis unter die Decke mit abgerutschten Melodielinien, verwackelten Electro-Gimmicks und erlösenden Refrains, die man mitschreien würde, wenn nicht die Strophe davor schon so atemberaubend gewesen wäre. Dass es einem dabei nie zu viel wird und The Most Serene Republic selbst im übergeschnappten Stimmgewirr von „Proposition 61“ noch die Kurve zum Pop kriegen – das ist das große Geheimnis von „Underwater Cinematographer“. Falls jemand Angst vor der neuen Flaming-Lips-Platte haben sollte: Hier ist eine prima Lebensversicherung.