Ihre Musik nehmen sie zu Hause auf, sie veröffentlichen auf dem eigenen Label Egg Records und fahren die selbst organisierten Touren in einem beunruhigend klapprigen Minibus. Mehr als 30 Jahre lang fuhren Holly Ross und David Blackwell mit ihrem DIY-Lebensstil gut, inzwischen befinden sie sich jedoch immer häufiger in einem Schwebezustand zwischen Rechnungen, Verpflichtungen und ungeregeltem Einkommen.
Doch das ist noch lange kein Grund, die eigenen Prinzipien zu verraten: “Shove your funding up your arse/ We don’t want your money”, eröffnet Sängerin Holly das siebte Album mit “Death Grip Kids”. Der angriffslustige Punk-Opener ist aber nur eine Facette des Gesamtkunstwerks The Lovely Eggs. 40 Minuten lang missachtet das Duo allerhand Genre-Konventionen, springt von schrägem Psychrock über Beatbox-Einschübe zu spacigem Synthiepop.
Die größte Konstante ist ein surfiger West-Coast-Vibe, den The Flaming Lips-Produzent Dave Fridmann der Band entlockt. Alles darüber hinaus ist eine Projektionsfläche für ungeschliffene Kunst im Kampf gegen die Mechanismen der Industrie. Wer noch tiefer in diese seltsame, aber auch liebenswerte Eierwelt einsteigen will, wagt am besten einen Blick in die sechsteilige YouTube-Show Eggs TV – eine Art psychedelischer Fiebertraum, der so auch tief nachts auf Arte laufen könnte.
Das steckt drin: Best Coast, Bleached, Buzzcocks
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I Am Moron
VÖ: 03.04.2020