The Hierophant
Text: Jens Mayer | Erschienen in: VISIONS Nr. 157
Schon lustig, wie sich die Dinge manchmal ergeben. Da nannten Will Haven auf dem '99er-Album “WHVN” einen Song nach ihrem Kumpel Jeff “Jaworski” und nun – acht Jahre später – findet sich der Red-Tape-Kopf auf dem Comeback-Album der Band aus Sacramento als ihr neuer Sänger wieder, nachdem Grady Avenell kurze Zeit nach der Reunion das Handtuch geschmissen hatte. Aber allen Skeptikern sei vorab entgegnet: Er macht seine Sache bestens. Auch ein Stilwechsel im Bandsound ist nicht zu erwarten; trotz der zwei immer wieder genannten musikalischen Pole Neurosis und Deftones (Chino Moreno fungierte zusammen mit Shaun Lopez als Produzent und nahm die Band mit ins Vorprogramm der letzten Deftones-Tour), in deren Dunstkreis es sich Will Haven seit jeher bequem gemacht haben, behalten sie ihre eigene, unverkennbare Handschrift bei. Schleppend, zäh, böse, dunkel, intensiv sind einige Attribute, mit denen man die Band gerne zu beschreiben versucht, und wenn Gitarrist und Hauptsongwriter Jeff Irwin sagt: “We don't need to sell a million records to feel successful – we just need to move people with our music and have our music endure”, dann weiß er nur allzu gut, dass seine Band niemals die breite Masse ansprechen wird, dafür aber Musikliebhaber, die sich an ihren Songs abarbeiten; die “The Hierophant” als Einladung sehen, sich in tiefe Abgründe zu begeben; die bereit sind, sich etwas zu quälen, um sich dann umso mehr an den meisterhaften Gitarren- und Schlagzeug-Attacken erfreuen zu können. Comeback geglückt!