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    The Hickey Underworld
    The Hickey Underworld

    VÖ: 16.10.2009
    Text: Jens Mayer

    Antwerpen hören und… ja, was? Tanzen? Zerstören? Sterben? The Hickey Underworld verwalten das Erbe der belgischen Musik-/Kunsthauptstadt auf ihre Art.

    In vielerlei Hinsicht passen sie in das Bild des Umfelds, das man sich in den letzten zehn, fünfzehn Jahren von der Musikszene Antwerpens gemacht hat. Wilde Freaks und Kunststudententypen, die ihre eigene Version von Rock’n’Roll zurechtbasteln – oder im Fall von The Hickey Underworld ihre eigene Version von Post-Hardcore. Dass sie sich den Bandnamen von einem Nation-Of-Ulysses-Song geliehen haben, kommt nicht von ungefähr. Sie legen großen Wert auf Stil und Ästhetik (wer thehickeyunderworld.com besucht, muss Zeit und Entdeckungsfreude mitbringen), sie wissen Aufmerksamkeit durch Provokation zu erregen (siehe das morbide, schockierend-schöne Musikvideo zu Blonde Fire, das seine Wirkung in der Netzwelt natürlich nicht verfehlt hat), aber sie haben auch Groove und wissen, was der Zeitgeist aktuell den Indie-Discos schuldig ist. Hinzu kommen die entsprechend guten Songs, versehen mit dem nötigen fiesen Rotz, um nicht als Kanonenfutter der Twittersphäre innerhalb kürzester Zeit wieder vergessen zu sein. Das Debütalbum von The Hickey Underworld scheint nämlich an so etwas wie einer Identitätsstörung zu leiden: Auf der einen Seite öffnet es sich durch die scharfen Riffs und das treibende Drumming schnell, gleichzeitig versucht es, sich durch Haken und Ösen dem einfachen Zugang zu versperren. Genau dieses Spannungsfeld ist es aber auch, das seinen Reiz ausmacht. Ein Song wie Future Words kann problemlos im nachmittäglichen Radioprogramm laufen, während das noisige Of Asteroids And Men in diesem Umfeld für Verstörung sorgen würde. Das eben ist die Gratwanderung von The Hickey Underworld – Verfall und Todesfaszination auf der einen, knallbunte Danceparty auf der anderen Seite. Dass eine Platte wie diese, die genau ins Zeitgeschehen passt und dabei doch nicht richtig greifbar wird, aus Antwerpen kommt, wirkt bei genauerer Betrachtung nur folgerichtig. Denn selbst wenn sie musikalisch nicht allzu viel mit der gefeierten Vorgängergeneration zu tun haben, wohnt deren musikalischer Freigeist in jeder Note, die The Hickey Underworld spielen. Man kann das auch Artrock nennen, wenn man will. Aber eben auch Posthardcore oder einfach Indierock. Völlig egal. Hier soll es nichts anderem rechtgemacht werden als dem eigenen Anspruch. Bleibt nur zu hoffen, dass die potenziell riesige Zielgruppe das genauso sieht und zu schätzen weiß. Die Erfahrung zeigt eben auch, dass es Bands wie The Hickey Underworld in ihrer Andersartigkeit schwer haben.

    Anspieltipps: Blonde Fire | Future Words | Blue World Order